Nocturnal Animals (englische Originalfassung)

Als sie von ihrem Ex-Mann ein Manuskript zugeschickt bekommt, wird das Leben einer Galeristin auf den Kopf gestellt. Als Thriller und als Melodram ein absoluter Hit und dazu ein feines Stück Filmkunst mit vielen cineastischen Highlights, einer tollen Besetzung und mit einer höchst raffinierten Handlung

Susan ist eine erfolgreiche Galeristin, doch einsam und unglücklich quält sie sich durch schlaflose Nächte. Da erreicht sie ein Päckchen, in dem sich ein Romanmanuskript befindet, das von ihrem Ex-Mann Edward stammt. Er bittet sie um ihre Meinung zu dem Werk mit dem Titel „Nocturnal Animals“. Susan beginnt zu lesen und kann nicht mehr aufhören. Edward hat einen brutalen Thriller geschrieben, über einen Mann – Tony, der mit Frau und Tochter in den Urlaub fährt. Sie werden Opfer einer Straßenbande. Nur knapp entkommt Tony dem psychopathischen Anführer und seinen ebenso sadistischen Gefährten. Seine Frau und seine Tochter fallen der Bande zum Opfer - Tony findet ihre Leichen. Mit Hilfe eines Polizeisheriffs macht Tony sich daran, die Täter zu finden. Irgendetwas verbindet Susan mit dieser Geschichte, die sie gleichzeitig fasziniert und abstößt. Während sie liest, erwachen Erinnerungen in ihr. Sie führen Susan in die gemeinsame Vergangenheit mit Edward zurück, den sie vor fast 20 Jahren verlassen hat.

Tom Ford ist ein ungeheuer vielschichtiges und bis in jedes winzige Detail klug durchdachtes Stück Filmkunst gelungen, mit dem er den Film Noir nicht nur modernisiert, sondern im Grunde radikal neu erfindet. Zwei klassische Charaktere der Schwarzen Serie interpretiert er für seine zwei Haupthandlungsebenen: die unglückliche Femme Fatale mit vielen Geheimnissen (Susan) und den Mann, der alles verloren hat (Tony in der Romanhandlung). Jake Gyllenhall spielt in einer Doppelrolle Tony und Edward. Was er aus beiden Rollen macht, ist überwältigend. Mit großer Präsenz verleiht er beiden Figuren eine ganz besondere Form von Virilität, die viel mit Männerbildern und Rollenklischees zu tun hat. Und hier geht es dann wirklich ans Eingemachte: Denn Tom Ford hat mit „Nocturnal Animals“ im Grunde einen Film über den modernen Mann gemacht, der dazu gezwungen wird, sich einen Weg zu suchen, den er eigentlich nicht gehen möchte. Obwohl Tom Ford ohne explizite Gewaltszenen auskommt, sind viele Szenen extrem verstörend. Nach „A Single Man“ ist Fords zweiter Film ein beinahe noch perfekteres Lehrstück in Dramaturgie, Bildgestaltung und Schnitttechnik. Ein Film mit unvergesslichen Bildern, die sowohl den Intellekt als auch den Instinkt ansprechen. Und das Ende ist einfach göttlich.

USA 2016
Regie: Tom Ford
Drehbuch: Tom Ford (nach dem Roman „Tony and Susan“ von Austin Wright)
Kamera: Seamus McGarvey
Musik/Komponist: Abel Korzeniowski
Darsteller: Amy Adams, Jake Gyllenhaal, Armie Hammer, Aaron Taylor-Johnson, Isla Fisher, Michael Shannon, Laura Linney
115 Minuten
ab 16 Jahren

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