A United Kingdom

Die kaum bekannte Geschichte von Prinz Seretse Khama, dem späteren Präsidenten von Botswana, und Ruth Williams, einer weißen Britin. In jeder einzelnen Szene dieses überwältigenden historischen Gefühlskinos herrscht eine berührende Spannung, exzellent getragen von den beiden

London, 1947, kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Ausgelassen tanzen Ruth Williams (Rosemund Pike) und Seretse Khama (David Oyelowo) Lyndi-Hop zu swingenden Jazzklängen. Die beiden könnten auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein. Die weiße Britin arbeitet als Bürokauffrau bei der Versicherung Lloyd’s of London. Der afrikanische Thronerbe aus dem britischen Protektorat Bechuanaland studiert an der Universität Jura. Sein Onkel Tshekedi (Vusi Kenene) wartet bereits auf seine Rückkehr, damit er seine Regentschaft antritt. Dass sich die beiden aufrichtig ineinander verlieben und sogar heiraten wollen führt zum Skandal. Völlig überraschend taucht deshalb Sir Alistair Canning (Jack Davenport), Vertreter der britischen Regierung für den Süden Afrikas, bei Ruth im Büro auf und versucht die junge Frau einzuschüchtern. Speziell aus diplomatischen Gründen sei diese Verbindung unmöglich. Vor allem Südafrika, auf dessen Bodenschätze das Empire angewiesen sei, fühle sich dadurch brüskiert. Schließlich installiere dort die weiße Regierung gerade die strikte Rassentrennung. Ein gemischtes Königspaar im Nachbarland, ein Affront. Aber auch Seretses Heimat empfängt das Ehepaar nicht gerade freundlich...

Bis in die 1990er Jahre unterdrückte in Südafrika eine weiße Minderheit skrupellos eine schwarze Mehrheit, gestützt von westlichen Demokratien als angebliches Bollwerk gegen den Kommunismus. Das schwere Erbe der Apartheid lastet bis heute auf der Regenbogennation. Was Seretse Khama und seiner Frau Ruth im Nachbarland in dieser Zeit gelang, grenzt schon allein deshalb an ein Wunder. Ihr Land bot vielen politischen Flüchtlingen aus Südafrika Asyl. Nicht umsonst stellte Nelson Mandela, die verstorbene, charismatische Ikone für Menschenrechte, fest: „Das Vermächtnis von Sir Seretse Khama lebt in seinem Land fort und ist bis heute ein leuchtendes Beispiel und eine Inspiration.” Das von Regisseurin Amma Asante („Belle“) wunderbar inszenierte romantische Drama, nach Susan Williams’ Buch „Colour Bar“, ist deshalb nicht nur einmaliges Gefühlskino, sondern zugleich ein hellsichtiges, spannendes, politisches Lehrstück. Gerade ihr Augenmerk auf diese Hintergründe verdichtet unaufdringlich und vermeidet das Abdriften der Liebesgeschichte in kitschige Klischees.

Großbritannien 2016
Regie: Amma Asante
Darsteller: David Oyelowo, Rosamund Pike, Jack Davenport
111 Minuten

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