Verleugnung

Vor dem Königlichen Zivilgericht in London führt ein Holocaustleugner einen Prozess gegen eine US-Historikerin. Faktentreues Justizdrama, in dessen Zentrum klar gezeichnete Konflikte und eine interessante Frage stehen: Was ist und wer bestimmt die historische Wahrheit?

Der Holocaustleugner David Irving (Timothy Spall) entert einen Vortrag der US-Historikerin Deborah Lipstadt (Rachel Weisz) und bietet ihren Studenten lauthals eine Geldprämie, wenn sie einen Beweis für den gezielten Völkermord an den europäischen Juden erbringen. Zu dieser Zeit ahnt Lipstadt nicht, dass einige Monate später eine Klageschrift des Geschichtsrevisionisten ins Haus flattert. Irving sieht sich in ihrem 1993 bei Penguin Books veröffentlichtem Sachbuch „Denying the Holocaust“ dem Straftatbestand der Verleumdung ausgesetzt. Im Jahr 2000 kommt es in London zum Prozess, in dessen Verlauf Lipstadt und ein Juristenteam um die Anwälte Richard Rampton und Anthony Julius (Tom Wilkinson & Andrew Scott) beweisen müssen, dass der Holocaust stattgefunden hat.

Inhaltlich fällt „Verleugnung“ interessant aus, erzählerisch und filmisch liefern der Regisseur Mick Jackson („Bodyguard“) und der Drehbuchautor David Hare („Der Vorleser“) solide Arbeit. Die Konflikte drücken sich fast ausschließlich über Dialoge aus, wobei die Gespräche zwischen Tom Wilkinson („Michael Clayton“) und Rachel Weisz („Der ewige Gärtner“) von zentraler Bedeutung sind. Der von Timothy Spall („Mr. Turner“) linkisch verkörperte Holocaustleugner Irving ist hingegen simpel gestrickt, was in Anbetracht von Spalls schauspielerischem Potential besonders schade ist. So machen zuerst die Themen, also Antisemitismus, Rechtsextremismus und Geschichtsklitterung, das Justizdrama interessant. In einer Schlüsselszene besuchen Lipstadt und ihre Anwälte Auschwitz, um das Krematorium vor Ort zu begutachten. Nebel liegt über der Gedenkstätte, Fotos und Zeichnungen der Gaskammern verweisen auf den realen Schrecken. Wenn hier ein Wassertropfen tränengleich vom Stacheldraht tropft, ist das ein durchaus passendes Bild, das dem faktenorientierten Justizdrama eine gewisse Menschlichkeit hinzufügt.

Großbritannien, USA 2016
Regie: Mick Jackson
Darsteller: Rachel Weisz, Tom Wilkinson, Timothy Spall, Andrew Scott
110 Minuten
ab 12 Jahren

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