Beuys

Durch eine furiose, kluge Collage unzähliger Bild- und Tondokumente entstandenes Porträt des Ausnahmekünstlers

Beuys. Der Mann mit dem Hut, dem Filz und der Fettecke. 30 Jahre nach seinem Tod erscheint er uns als Visionär, der seiner Zeit voraus war. Geduldig versuchte er uns schon damals zu erklären, dass „Geld keine Ware sein darf“. Er wusste, dass der Geldhandel die Demokratie unterwandern würde. Doch mehr als das. Beuys boxt, parliert, doziert und erklärt dem toten Hasen die Kunst. Wollen Sie eine Revolution ohne Lachen machen? fragt er grinsend. Sein erweiterter Kunstbegriff führte ihn mitten in den Kern auch heute relevanter gesellschaftlicher Debatten.

Regisseur Andres Veiel und seine Editoren Stephan Krumbiegel und Olaf Voigtländer zeichnen in ihrer furiosen, klugen Collage unzähliger, oftmals bisher unerschlossener Bild- und Tondokumente das Bild eines einzigartigen Menschen und Künstlers, der in seiner rastlosen Kreativität Grenzen sprengte. „Beuys“ ist kein klassisches Porträt, sondern eine intime Betrachtung des Menschen, seiner Kunst und seiner Ideenräume, mitreißend, provozierend und verblüffend gegenwärtig.

Andres Veiel über seinen Film: „Beuys hat mich geprägt, schon als Jugendlicher in den späten 70er Jahren. Er sah in der Kunst eine Kraft, um in gesellschaftliche Prozesse einzugreifen. Kunst sollte die Wände der Museen aufbrechen, nach draußen wirken. Seine Arbeiten sah er als Katalysatoren, als Kraftspeicher und Batterien gesellschaftlicher Veränderung. Beuys war von der Einzigartigkeit des Menschen überzeugt. Er sah in jedem Menschen ein Potenzial von aktiver gesellschaftlicher Gestaltungskraft. Geschichte passiert uns nicht nur, sondern wir sind es selbst, die sie gestalten. Die Auseinandersetzung mit Beuys hat mich bei all meinen Filmen und Stücken begleitet. Es war der Hase in Beuys, der mich immer wieder überraschte. Und dem ich zugetan blieb. Mein Film über Beuys folgt dieser offenen Nähe. Im Lauf der Jahre hatte ich viele neue Fragen an ihn, in der Auseinandersetzung mit den Materialien von und mit ihm bin ich ihnen nachgegangen. Vieles lasse ich weg, Vollständigkeit hat mich nicht interessiert. Zugleich ist Beuys für mich auch nach jahrelanger Auseinandersetzung immer noch ein Mensch, der sich entzieht, der in vielen Bereichen voller Widersprüche ist und damit voller Geheimnisse. Deshalb war mir eine offene, assoziative Erzählweise wichtig, die Raum lässt für eine eigene Haltung Beuys gegenüber und die Möglichkeit gibt, Beuys selbst zu entdecken. Womöglich mit einem Lachen.“

Deutschland 2017
Regie: Andres Veiel
107 Minuten

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