Born to be Blue

Er galt als „James Dean des Jazz“: Der weiße Trompeter und Sänger Chet Baker. Seine Karriere glich einer Achterbahnfahrt. Der ideale Filmstoff, von Robert Brudeau grandios auf die Leinwand gebracht und meisterhaft verkörpert von Ethan Hawke

Italien, 1960. Chet Baker (Ethan Hawke) liegt auf dem harten, kalten Boden einer Gefängniszelle. Grund: Seine Drogensucht. Neben ihm seine Trompete, seine Geliebte. Aus dem Schalltrichter kriecht langsam eine große Spinne. Im Delirium erinnert er sich in schwarz-weiß Bildern an seine erfolgreicheren Tage. Seinen Auftritt sechs Jahre davor im legendären New Yorker Jazzclub Birdland. Baker, der „James Dean des Jazz“, war damals die Sensation im Jazz, der weiße Hipster von der Westküste. Saxophon-Ikone Dizzy Gillespie und Ausnahmetrompeter Miles Davis sitzen im Publikum. Als er anschließend Miles nach seiner Meinung fragt, sagt dieser nur: „Süß wie Candy“. Er rät dem sensiblen „King of the Cool“, wieder an den Strand zu gehen und erst noch ein wenig zu leben, damit seine Musik wirkliche Tiefe erreiche. Chet versucht es, wie so viele vor ihm, mit Heroin. Und scheitert in diesem Film im Film. Denn Regisseur Robert Brudeau verblüfft mit raffinierten Rückblenden in Schwarz-Weiß. Sein Einstieg zeigt Chet Baker bei einem Dreh im Studio. Einer der vielen Rettungsversuche. Diesmal ist es ein Filmproduzent, der ihm den Anker zuwirft. Sein Leben soll verfilmt werden. Am Set lernt er die junge Schauspielerin Jane Azuka (Carmen Ejogo) kennen und lieben. Doch ein weiterer Schicksalsschlag zerstört erneut jede Hoffnung. Zwei junge Männer, seine früheren Dealer, überfallen ihn. Sie schlagen ihn brutal zusammen. Er verliert seine Zähne. Eine Katastrophe für einen Trompeter, der ohne obere Zahnreihe seinen Ansatz am Mundstück verliert - und damit seinen Ton. Aber Baker gibt nicht auf..

Mit unglaublicher Intensität verkörpert Charakterdarsteller Ethan Hawke, mit meist straff nach hinten gekämmtem Haar, Accessoires wie Sonnenbrille und lässig schicken Sixties-Anzügen, diesen tragischen und faszinierenden Musiker. Und wenn er die berühmten Songs aus Bakers Repertoire wie „My funny Valentine“ interpretiert, entsteht daraus ein intimes, anrührendes Stück Musik. Berührend ist aber auch die bittersüße Romanze zwischen ihm und Filmpartnerin Carmen Ejogo. Selbst wenn es diese Beziehung in der Realität so nicht gab, zeigt sie exemplarisch welcher Kampf Frauen an seiner Seite erwartete. Nicht umsonst liebkoste er auf Fotos seine Trompete des Öfteren wie eine zerbrechliche Geliebte. Wie ein Boxer wurde Chet Baker von den Drogen immer wieder ausgeknockt. Am 13. Mai 1988 starb er in Amsterdam. Der 58jährige stürzte aus dem Fenster seines Hotels. Die Ursache seines Todes bleibt bis heute rätselhaft.

Kanada, Großbritannien 2015
Regie: Robert Budreau
Darsteller: Ethan Hawke, Carmen Ejogo, Callum Keith Rennie
98 Minuten
ab 12 Jahren

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