The Dinner

Bei einem Dinner soll ein Familienkonflikt gelöst werden, den die Kinder durch eine entsetzliches Verbrechen heraufbeschworen haben. Mit starker Spannungskurve, intensiv aufspielendem Ensemble und atmosphärischer Machart, die filmisch alle möglichen Register zieht, überzeugendes Psychodrama.

Am Anfang schwelgt die Kamera in exquisiten Speisen, die schick gekleidete Ober den Gästen eines New Yorker Edelrestaurants kredenzen. Das Lokal ist der zentrale Handlungsort des Psychodramas. Hier treffen sich die Brüder Paul und Stan (Steve Coogan & Richard Gere) mit ihren Ehefrauen Katelyn und Claire (Rebecca Hall & Laura Linney), um ein heikles Thema zu besprechen: Die 15-jährigen Söhne der Familien verantworten ein schreckliches Gewaltverbrechen. Zwar existieren pixelige Überwachungsbilder, doch noch sind die Täter unentdeckt. Sollen die Eltern ihre Söhne im Sinne der Gerechtigkeit anzeigen – oder lieber Gras über die Sache wachsen lassen?

Die Ausgangslage erinnert an Yasmina Rezas Theaterstück „Der Gott des Gemetzels“, das Roman Polanski 2011 verfilmte. Nur, dass die Situation in „The Dinner“ explosiver ist: Das Verbrechen geht deutlich über eine Schulfhofprügelei hinaus und die Elternpaare sind verwandt, was den Diskurs arg verkompliziert. Weil Regisseur Oren Moverman den moralischen Konflikt und das kaputte Familiennetzwerk peu à peu entlarvt, entwickelt der Plot eine enorme Spannung. Ein zentrales Thema sind die Konflikte zwischen den Brüdern. Der von Steve Coogan lebhaft gespielte Paul dient als eigentliche Hauptfigur, aus deren Perspektive der Zuschauer das Dinner zum Beispiel in inneren Monologen miterlebt. Das Selbstmitleid des pensionierten Geschichtslehrers wirkt teils anstrengend, aber seine ständigen Sticheleien halten den Plot unter Druck. Als Konterpart zu Paul fungiert der vergleichsweise erfolgreiche Stan, ein aufstrebender Kongressabgeordneter. Im Reigen der wechselnden Koalitionen während des Dinners verhält er sich aber nicht unbedingt so wie erwartet. Dasselbe gilt für die Ehefrauen, die auf den ersten Blick harmlos wirken, als „Helikoptermütter“ aber zu Furien werden, um die Brut (und ihren eigenen Lebensentwurf) zu schützen. Moverman unterteilt den Plot in Kapitel, die den sechs Gängen des Menüs folgen, und nutzt alle Mittel des filmischen Inszenierens, um die emotionale Achterbahnfahrt zu stilisieren.

USA 2017
Regie: Oren Moverman
Darsteller: Richard Gere, Laura Linney, Steve Coogan
121 Minuten
ab 6 Jahren

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