Life, Animated

Ein autistischer Junge nutzt Disney-Trickfilme, um zu kommunizieren. Ein Dokumentarfilm, der auf intensive Weise eine bewegende Familiengeschichte beschreibt, ohne in pathetische oder kitschige Gefilde abzurutschen.

Schon kurz nach der schockierenden Diagnose „Autismus“ gelingt es den Eltern nicht mehr, zu ihrem Sohn Owen Suskind durchzudringen. Doch irgendwann erkennen sie, dass er sich der Sprache von Trickfilm-Figuren bedient, um zu kommunizieren. Bald nutzen Owen und sein Umfeld die Trickfilme, um eine gemeinsame Sprache zu finden. Die Dokumentation „Life, Animated“ widmet sich Owens Leben und Entwicklung: vom kleinen Jungen, der durch seine Krankheit von der Außenwelt isoliert wurde, zum selbstständigen Erwachsenen. „Life, Animated“ basiert auf dem gleichnamigen Buch, das Owen Suskinds Vater über seine Familie schrieb. Owen war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 23 Jahre. Mit einem Film über einen anderen jungen Erwachsenen, der 21-jährigen Sängerin Prudence Mabhen, konnte Regisseur Roger Ross Williams bereits einen Oscar gewinnen. Sein Film „Music by Prudence“ gewann 2010 den Preis in der Kategorie „Bester Dokumentar-Kurzfilm“. „Life, Animated“ ging in diesem Jahr in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ ins Oscar-Rennen.

Erzählt wird hier eine ganz außergewöhnliche Geschichte, die tief bewegt. Melancholie und Freude wechseln sich beim Betrachten dieser Doku häufig ab. Von Emotionen wie diesen wird auch der Alltag von Owen bestimmt. Mit dem Unterschied, dass dieser seinen Gemütszustand nicht in Worte fassen kann. Die Geräusche und visuellen Eindrücke um ihn herum überfluten – im wahrsten Sinne – sein Gehirn. So erklären es Ärzte und Therapeuten im Film, die dem Zuschauer zu erklären versuchen, was in einem Autisten wie Owen vorgeht. Der Autismus übernahm Stück für Stück die Kontrolle über ihn. Doch eines konnte ihm die Krankheit nicht nehmen: seine Freude an Disney-Filmen. Durch Zufall bemerken die Eltern eines Tages, dass Owen alle Filme auswändig mitsprechen kann – und er die Dialoge nutzt, um seine Gefühle auszudrücken. Wenn Owen mit Williams über die Filme spricht, ist ihm, auch im Alter von 23 Jahren, in jeder Sekunde die Liebe zu ihnen anzumerken.

Dokumentarfilm
Frankreich, USA 2016
Regie: Roger Ross Williams
92 Minuten
ohne Altersbeschränkung

Bild

Spielzeiten: