Paris kann warten

Anne Lockwood (Diane Lane) hat ihren Mann Michael (Alec Baldwin), einen einflussreichen Hollywood-Produzenten, zum Filmfestival nach Cannes begleitet. Eigentlich wollten sie anschließend ein paar Tage im Süden Frankreichs verbringen. Doch Michael hängt ständig am Telefon. Und dann muss er überraschend nach Budapest. Wegen einer Mittelohrentzündung kann Anne nicht mitfliegen. Darum erklärt sich Jacques (Arnaud Viard), der französische Geschäftspartner ihres Mannes, bereit, Anne im altersschwachen Peugeot nach Paris zu fahren. Hier könnten sich die Eheleute in einigen Tagen wiedertreffen, und schließlich seien es nur wenige Stunden bis zur Hauptstadt. Gesagt, getan. Doch Jacques, ein Genießer und Lebemann, kennt die Strecke zwischen Cannes und Paris nur zu gut. Hier eine Pause, dort ein Umweg, um edle Restaurants zu besuchen, römische Aquädukte zu bestaunen oder ins Filmmuseum zu gehen. Jacques macht der schönen Frau unverhohlen, aber taktvoll den Hof. Und irgendwann scheinen die Reisenden ihr Ziel, nämlich Paris, aus den Augen zu verlieren.

„Paris kann warten“ ist das Regiedebüt von Eleanor Coppola, Ehefrau von Francis Ford Coppola und Mutter von Sofia Coppola. Die Geschichte, die sie hier erzählt, hat sie selbst erlebt: 2009 begleitete sie ihren Mann nach Cannes und konnte dann wegen einer schweren Kopfgrippe den Flug nach Osteuropa nicht antreten. Die zweitägige Autofahrt nach Paris hat ihr nach eigenem Bekunden die Augen geöffnet für die Schönheit der Landschaft, aber auch für die Genüsse am Wegesrand: leckere Speisen, guter Wein, interessante Architektur. Hauptdarstellerin Diane Lane, die sich schon in „Unter der Sonne der Toskana“ (2003) von südeuropäischer Lebensfreude anstecken ließ, pendelt glaubwürdig zwischen Unbehagen und Vergnügen, zwischen Widerstand und Fallenlassen. Sie ist eine selbstbewusste, etwas steife Amerikanerin, die sich von ihrem Mann vernachlässigt fühlt und – wie Eleanor Coppola – den Verlust eines Kindes betrauert. Die Reise verwandelt sie, und so ist auch das Kompliment zu verstehen, dass ihr Jacques wegen der gelungenen Fotos, die sie unterwegs immer wieder mit der Digitalkamera aufgenommen hat, macht. Hier ist eine emanzipierte Frau, die sich trotz ihres Alters und ihrer Probleme selbst verwirklicht. So ist der Film sehr nah dran am Leben von Eleanor Coppola, die sich mit dem Schreiben des Drehbuchs und der Übernahme der Regie so etwas wie einen späten Traum erfüllt hat.

USA 2017
Regie: Eleanor Coppola
Darsteller: Diane Lane, Alec Baldwin, Arnaud Viard
93 Minuten
ohne Altersbeschränkung

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