Die Erfindung der Wahrheit

Washington DC: Die knallharte Lobbyistin Elizabeth Sloane (Jessica Chastain) arbeitet für eine angesehene Kanzlei. Als ihr Chef Dupont (Sam Waterson) ihr das Angebot unterbreitet, gegen ein strengeres Waffengesetz zu opponieren, wechselt die Karrierefrau kurzerhand die Seite. Mit vier Mitgliedern ihres Teams (Al Mukadam, Douglas Smith, Greta Onieogou, Noah Robbins) heuert sie in der kleinen Firma des Idealisten Rodolfo Schmidt (Mark Strong) an und setzt fortan alles daran, das neue Gesetz im Senat durchzubringen. Für die Kampagne gegen ihre Ex-Kollegen nutzt Sloane fragwürdige Methoden wie illegale Bespitzelungen, was ihr einen Untersuchungsausschuss unter Senator Sperling (John Lithgow) einbringt.

Vom Erzählrhythmus her erinnert Miss Sloane an den unterschätzten Doping-Thriller The Program von Stephen Frears, zudem orientiert sich John Madden an klassischen Vertretern des 70er-Jahre-Politkinos, allen voran Die Unbestechlichen (All The Presidents Men) von Alan J. Pakula. Elizabeth Sloane trifft zwielichtige Informanten auf dunklen Parkplätzen und der Wind der Paranoia durchweht den Plot. Im Fokus steht die von Jessica Chastain gespielte Titelfigur, eine ethisch bedenkenswerte Antiheldin. Sloane geht es ums Gewinnen, und dieses Ziel verfolgt die kühle Strategin mit eisernem Willen. Mit teuren Kostümen, knallroten Lippen, reichlich Wimperntusche, täglichem Fast Food, Aufputschmitteln und anonymem Hotelzimmersex bedient Sloane viele Klischees rund um moderne Geschäftsfrauen. Es ist Chastain zu verdanken, dass Sloane dennoch keine leere Hülle bleibt. Die zahlreichen Dialoge sind schnell gesprochen und punktgenau geschrieben. John Madden inszeniert dazu schnörkellose, mit einem investigativen Thriller-Soundtrack unterlegte, farblich kühle Bilder und viele Close-ups. Die Machart ist modern, der Inhalt ebenfalls. Die besondere Rolle Sloanes als Frau auf dem politischen Parkett thematisieren Madden und Autor Jonathan Perera nebenbei, etwa dadurch, dass Sloanes Team multiethnisch durchmischt ist und gegen eine (ja: alte und weiße) Männerclique antritt. Der beste Grund, Miss Sloane anzuschauen, bleibt aber Jessica Chastain, eine der einnehmendsten Schauspielerinnen unserer Zeit.

Spielfilm
USA 2016
Regie: John Madden
Darsteller: Jessica Chastain, Mark Strong, Gugu Mbatha-Raw
133 Minuten
ab 12 Jahren

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