Die Migrantigen

Für eine TV-Serie schlüpfen zwei Wiener in die Rollen zweier arbeitsloser Ausländer. Schwungvolle Sozial-Komödie, die Schubladendenken, Engstirnigkeit und fehlende Toleranz kritisiert. Und auch das Genre der banalen, pseudo-realistischen Doku-Soaps bekommt sein Fett weg.

Benny (Faris Rahoma) und Marko (Aleksandar Petrović) sind zwei Österreicher mit ausländischen Wurzeln. Doch sie sind vorbildlich in die Gesellschaft integriert und sogar mit Wiener Schmäh ausgestattet. Als sie sich eines Tages in einem Wiener Stadtviertel mit hohem Ausländeranteil aufhalten, werden sie von der Fernseh-Journalistin Marlene Weizenhuber (Doris Schretzmayer) angesprochen. In ihnen sieht sie die perfekten Darsteller für eine neue TV-Show, in der es um das Viertel und ihre Bewohner gehen soll. Ohne lange zu überlegen, täuschen die Freunde vor, arbeitslose Kleingangster mit Migrationshintergrund zu sein. Anfangs geht alles gut, doch dann holt sie die Realität ein.

Regisseur Arman T. Riahi legt mit dieser Culture-Clash-Komödie sein Spielfilmdebüt vor. Er verfasste das Skript gemeinsam mit den beiden Hauptdarstellern. Für eine Nebenrolle konnte Riahi den Kabarettisten Josef Hader gewinnen, der hier in einer Rolle als Regisseur zu sehen ist. „Die Migrantigen“ lebt zum einen von seinem ambitionierten, überzeugenden Cast. Die beiden Hauptdarsteller, Faris Rahoma und Aleksandar Petrović, füllen ihre Rollen spielfreudig und hingebungsvoll aus. Kinderleicht gelingt es ihnen, gängige Ausländer- und Kleinganoven-Klischees realistisch – und extrem humorvoll – durchzuspielen. Überhaupt: nach dem Einstieg ins „TV-Geschäft“ der Zwei, präsentiert uns Regisseur Riahi jede erdenkliche Schublade, in welche die Gesellschaft Menschen mit Migrationshintergrund nur allzu gerne presst. Augenzwinkernd und schön auf die Spitze getrieben. So schaffen es die neuen TV-Stars u.a., viele der Migranten des Viertels vor der Kamera als gewaltbereite Sozialschmarotzer mit zu viel Freizeit darzustellen. Und Dönerbuden werden freilich nur zur Geldwäsche benutzt, während sich in rauchigen Wettlokalen vorbestrafte Kriminelle und Wettbetrüger tummeln, die Frauen keinen Zutritt gewähren. Apropos Frau: Beachtenswert agiert auch Doris Schretzmayer als arglose und quotengeile TV-Redakteurin Doris Schretzmayer. Riahi spart übrigens auch nicht mit seiner Kritik an der Oberflächlichkeit des quotenabhängigen Schmuddel-Fernsehens und den Leuten, die dieses konsumieren. Unkritisch und widerstandslos wird rezipiert und letztlich geglaubt, was einem die Sendung vorgaukelt. Die im Film vorkommende, gescriptete Doku-Serie, gibt den Vorurteilen der Menschen letztlich nur neue Nahrung.

Österreich 2017
Regie: Arman T. Riahi
Darsteller: Aleksandar Petrovic, Faris Rahoma, Brigitte Kren
95 Minuten
ab 12 Jahren

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