Helle Nächte



Vater-Sohn-Geschichte in der unwirklichen Landschaft Norwegens. Durch und durch Berliner Schule, die auf der Berlinale mit dem Preis für den Besten Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde

Am Anfang ist Michael (Georg Friedrich) allein, am Ende wird er immer noch allein sein. Dazwischen versucht er, die Beziehung zu seinem Sohn Luis (Tristan Göbel) zu kitten, mit dem er seit Jahren kaum Kontakt hat. Doch Luis will nichts kitten, widersetzt sich den Versuchen Michaels, jetzt auf einmal eine Beziehung aufzubauen, ausgerechnet in Norwegen, wohin Michaels Vater gezogen ist, um die letzten Jahre seines Lebens in der Einsamkeit zu verbringen. Seine Beerdigung bildet den Anlass für die Begegnung zwischen Vater und Sohn, eine Begegnung, die vor allem aus Schweigen und sporadischen Momenten der Emotion besteht, die aber zu nichts führen.

Berliner Schule wurde der lose Zusammenschluss diverser Filmemacher genannt, die vor inzwischen 15, 20 Jahren ihre Debüts drehten und dem deutschen Kino nach Jahren des künstlerischen Siechtums wieder zu internationalem Renommee verhalfen. Die Filme von Regisseuren wie Christian Petzold, Christoph Hochhäusler, Maren Ade oder Thomas Arslan zeichneten sich durch ihre genaue Beobachtung von Alltäglichem aus, oft auch durch eine betonte Langsamkeit, eine manchmal etwas beflissen künstlerische, oft auch manierierte Machart. Ein paar Sätze streut Arslan hin- und wieder ein, die Hintergründe, eine Entfremdung andeuten, wie man sie im Kino schon oft gesehen hat. Klassisches Muster ist dann im Normalfall, dass sich Mann oder Frau, Frau oder Freundin, oder eben Vater und Sohn durch das gemeinsame Durchleben einer Extremsituation wieder zusammenraufen, eine Katharsis statt findet und am Ende die Hoffnung auf eine dauerhafte Überwindung des Konfliktes steht. Arslan erzählt jedoch das genaue Gegenteil, was in seiner erzählerischen Radikalität zunächst einmal Respekt verdient. In der eindrucksvollsten Szene des Films etwa gleitet die Kamera minutenlang entlang einer endlosen Straße, entsteht durch die Fahrt durch eine kurvige Landschaft eine geradezu hypnotische Qualität, zumal immer stärkerer Nebel aufkommt, der die Sicht bald auf wenige Meter reduziert. Hier findet Arslan ein brillantes Bild für die inneren Zustände seiner Figuren.


Deutschland/ Norwegen 2017
Regie & Buch: Thomas Arslan
Darsteller: Georg Friedrich, Tristan Göbel
86 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung

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