Gelobt sei der kleine Betrüger



Ein gutmütiger, sympathischer Kleinkrimineller findet Gefallen am Gefängnisalltag. Pointierte, ironische Dramödie, in der die Inhaftierten ein Sonnenbad nehmen statt sich zu prügeln und gemeinsam TV-Seifenopern anschauen.

Der 45-jährige Bauunternehmer Ahmad (Ahmad Thaher) kommt für eine kleine Dummheit in den Knast: Von dem Geld, das er für einen Bauauftrag erhielt, kauft er sich zehn Laptops, die er gewinnbringend weiterverkaufen will. Wenig begeistert zeigt sich sein Auftraggeber, der dem eigentlich liebenswürdigen und harmlosen Ahmad die Polizei auf den Hals hetzt. Das Urteil des Richters: drei Monate Haft. Zu Beginn fällt Ahmad die Zeit im Gefängnis schwer, auch weil er sich Gedanken um seine Familie macht. Aber langsam gewöhnt er sich an das Leben dort und findet Gefallen daran: es gibt jeden Tag eine warme Mahlzeit und er ist zudem vor fiesen Geldeintreibern geschützt, mit denen er sich sonst herumärgern müsste. Unterdessen werden seine bestellten Laptops bei der Einfuhr vom Zoll beschlagnahmt.

„Gelobt sei der kleine Betrüger“ zeigt einen Mann, der ausgerechnet an einem Ort sein Glück findet, den jeder andere nie von Innen sehen möchte: im Gefängnis. Die Dramödie wurde vom jordanischen Filmemacher Mahmoud al Massad inszeniert. Er erlangte international vor allem durch seine Dokus Bekanntheit, für die er vielfach ausgezeichnet wurde. Die Hauptfigur des Films, Ahmad, ist wahrlich ein „kleiner“ Betrüger. Er ist Kleinkrimineller und Trickdieb, der überall versucht, das Beste für sich herauszuholen. Aber er ist in erster Linie auch ein „harmloser“ Betrüger. Denn Ahmad könnte keiner Fliege etwas zu Leide tun und er trägt das Herz am rechten Fleck. Dass er zudem höchst sensitiv und sensibel veranlagt ist wird deutlich, als ihn die ersten Tage im Gefängnis doch merklich melancholisch stimmen. Im Gefängnis wird Ahmad nur „Old Man“ genannt, da er – fast komplett ergraut und Falten so tief wie Straßengräben – eher wie Ende 50 aussieht als wie Mitte 40. Rund 80 Prozent des Films spielen im Gefängnis, als klassischer „Knast-Film“ geht „Gelobt sei der kleine Betrüger“ aber garantiert nicht durch. Im Gegenteil: genüsslich zieht Regisseur Al Massad alle gängigen Gefängnisfilm-Klischees und Gangster-Stereotype mit viel schwarzem Humor durch den Kakao. Denn die Inhaftierten, die sich teilweise zu zehnt eine Zelle teilen müssen, sind durch die Bank eher harmlos-unbedeutende Betrüger als gefährliche Kriminelle.


2016 Deutschland, Jordanien, Niederlande
Regie & Drehbuch: Mahmoud al Massad
Darsteller: Ahmad Thaher, Maher Khammash, Omar el Natshe, Odai Hijazi, Nadeem Rimawi
83 Minuten
ab 6 Jahren

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