Gauguin

Mutig ist das schon. Weil sich seine Bilder in Paris nur schwer verkaufen und er selbst das Gefühl hat, dass es nichts mehr gibt, was malerisch auf Leinwand oder Papier zu bannen reizt, beschließt der verarmte Maler Paul Gauguin, sein Glück im fernen Polynesien zu suchen. Seine von ähnlichen Existenzsorgen geplagten Künstlerkollegen kann er jedoch nicht überzeugen, seine aus Dänemark stammende Frau Mette sowie die gemeinsamen Kinder noch weniger. Und so reist Gauguin 1891 eben alleine nach Tahiti. Schulden türmt er bald auch hier wieder auf, wird krank noch dazu, sein Arzt empfiehlt die Rückkehr nach Frankreich. Doch davon viel Gauguin nichts wissen, erst recht nicht, als er der Eingeborenen Tehura begegnet und sie seine Frau und Muse, seine „primitive Eva“, wird. Aus kreativer Sicht sind die folgenden 18 Monate für Gauguin erfüllend, 66 Meisterwerke entstehen, wenngleich ihre Bedeutung damals noch nicht erkannt wird. Selbst für kleine Holzskulpturen, die später der befreundete Jotépha als kunsthandwerkliche Repliken ohne Seele gewinnbringend an Touristen verkauft, bekommt er auf dem Markt von Papeete nur unter Wert verkauft. Für Gauguin ein demütigender Moment.

Édouard Deluc, geboren 1970, hatte sich schon während seines Kunststudiums mit Gauguin beschäftigt. Die unter dem Titel „Noa Noa“ veröffentlichten Reiseaufzeichnungen des Malers über dessen ersten Aufenthalt auf Tahiti dienten ihm als Leitfaden für das nun vorliegende Künstlerporträt. Reizvoll daran waren insbesondere auch die Aspekte, mit Gauguin einen europäischen Aussteiger in einer exotischen und mythischen Welt zu wissen und über dessen Erfahrungen zu erzählen, in denen sich Lebenstraum und Wirklichkeit einen ständigen Kampf lieferten. In Teilen ist das Tahiti-Abenteuer mit den Stilmitteln eines Westerns aufgezogen. Deluc bekennt sich hier deutlich zum Abenteuercharakter von Gauguins Reise und der Erforschung unbekannten Terrains inklusive verzweifelter Fischfangszenen des hungrigen Malers mit dem Gewehr. Vincent Cassel weiß als ausgezehrter bärtiger Künstler mit teils schlechten Zähnen und stierem Blick als freiwillig Wilder, der an sich und seine Kunst glaubt, zu überzeugen. Für die Filmmusik verantwortlich zeichnet übrigens Warren Ellis, der die Ereignisse mit Flöte, Piano und Violine untermalt und auch typische tahitianische Choräle aufgreift.

Frankreich 2017
Regie: Édouard Deluc
Darsteller: Vincent Cassel, Tuhei Adams, Malik Zidi, Pua-Tai Hikutini, Pernille Bergendorff, Marc Barbé, Paul Jeanson, Cedric Eeckhout, Samuel Jouy
Laufzeit: 101 Minuten
ohne Altersbeschränkung

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