Simpel

Eine überaus berührende Geschichte von zwei Brüdern, die nicht unterschiedlicher sein könnten und sich doch innig mögen. Barnabass hat leider bei der Geburt zu wenig Sauerstoff bekommen und ist geistig nicht so ganz auf der Höhe, weswegen er einfach aber liebevoll Simpel genannt wird. Dafür hat Ben ein sehr großes Herz und sein Leben ganz darauf ausgerichtet, sich um seinen Bruder zu kümmern. Irgendwie könnte es immer so weitergehen mit dem leicht verschrobenen Alltag der beiden, doch eines Tages ist Mama tot, der Vater schon seit Jahren weg, und Simpel soll ins Heim. Das bringt Ben nicht übers Herz – und in einer Kurzschlussreaktion machen sich die beiden aus dem Staub, reißen aus irgendwohin, wo sie bleiben können wie sie sind. So beginnt eine große Abenteuerreise, die mehr Aufregung bringt, als Simpel eigentlich ertragen kann. Aber wenn man so einen Bruder an seiner Seite hat…

“Simpel” ist die sehr freie Verfilmung des Romans der französischen Autorin Marie-Aude Murail. Die Geschichte, die nun irgendwo im Norden spielt nicht weit von der Küste, wo man sich vor dem Leben und seinen Anforderungen verstecken kann, ist für den Film zum wunderbaren Roadmovie umgedeutet. Das Brüderdrama lebt natürlich vom Spiel der beiden Hauptdarsteller: Schauspiel-Naturtalent Frederick Lau (“Victoria”) verkörpert mit einer herzhaften Bärenenergie den treu sorgenden Ben, der kleiner Bruder, großer Bruder, Freund und Vater in einer Person ist und viel Geduld und noch mehr Freude mit dem etwas anderen Bruder hat, weil er ihn so nimmt wie er ist. David Kross (“Der Vorleser”) ist Simpel, der geistig behindert ist, fast immer lacht, und ansonsten seinen Hasehase drückt und quetscht und überall mit hin nimmt, weil auch er damit jemanden hat, auf den er aufpassen kann. In Gestus, Mimik und der gesamten Körpersprache ist er so linkisch, so verspielt, so verdreht, so authentisch und auf liebevolle Weise so verrückt und witzig, dass man gar nicht anders kann, als diesen Simpel zu mögen. Inszeniert ist das Roadmovie von Markus Goller, der schon mit “Frau Ella” und “Friendship” erfolgreiche Kinofilme schuf. Immer wieder findet er die Balance zwischen Witz und Rührung. Vor allem schafft er es, das Behindertsein ernst zu nehmen und dennoch Spaß an den verrückten Situationen zu haben.

Deutschland 2017
Regie: Markus Goller
Darsteller: David Kross, Frederick Lau, Emilia Schüle, Axel Stein, Devid Striesow, Annette Frier
Laufzeit: 113 Minuten
ab 6 Jahren

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