Fikkefuchs

Sie halten sich für Helden, glauben, sie seien unwiderstehlich: Der gut 50jährige Rocky (Jan Henrik Stahlberg), der in Berlin allein in seiner Altbauwohnung lebt und jüngeren Frauen nachsteigt, aber auch älteren nicht abgeneigt ist, Hauptsache Frau. In der Provinz lebt der Mittzwanziger Thorben (Franz Rogowski), der aus einer psychiatrischen Klinik ausbricht, wo er wegen Sexualvergehen saß, und nach Berlin trampt. Dort sucht er seinen Vater auf, den er noch nie gesehen hat: Rocky. Der zweifelt zunächst an seiner Vaterschaft, hält Thorben für einen Aufschneider, einen Sprüchemacher – und erkennt sich selbst in dem Jüngeren. So wie Rocky ist auch Thorben stets auf der Jagd nach Frauen, besser gesagt: Auf Beutefang, denn mehr sind Frauen nicht für ihn. In Berlin wähnt er sich zunächst im Paradies, ist begeistert von der "Auswahl“, muss jedoch bald feststellen, dass seine Anmachsprüche keinen Anklang finden. So wird der scheinbar erfahrene und weltgewandte Rocky zu seinem Lehrer und versorgt ihn mit Ratschlägen, von deren Erfolg er selbst fälschlicherweise überzeugt ist...

Sympathisch sind sie nicht, die beiden Helden von Jan Henrik Stahlbergs Satire, eher tragische Figuren, die an sich und den Erwartungen scheitern, von denen sie glauben, dass sie sie erfüllen müssen. Rund um die Uhr auf der Jagd sind sie, wittern ständig die Gelegenheit, eine Frau kennen zu lernen und übersehen dabei geflissentlich, dass ihr Begehren auf wenig Gegenliebe stößt. Erschreckend präzise schildert Stahlberg die übersexualisierte Welt der Gegenwart, das ständige Versprechen auf Sex, das durch die Medien, das Kino und natürlich das Internet geistert. Aber auch die Erwartungen an einen Mann selbst, der glaubt, einem unrealistischen, virilen Ideal entsprechen zu müssen, das durch Werbung und Pornos konstruiert wird. Von Dating-Diensten wie Tinder, über Flirtkurse bis hin zum geradezu altmodisch anmutenden Spruch an der Kneipen-Theke, reißt Stahlberg praktisch alle Facetten und Möglichkeiten des Kennenlernens in der Moderne an, und hat sich dabei mit Franz Rugowski einen idealen Gegenpart an die Seite gestellt. Lange Zeit reicht es aus, dieses ungleiche und doch gleiche Duo zu beobachten, ihre von einer vollkommenen Abwesenheit von Selbstreflexion und Selbsterkenntnis geprägten Versuche zu verfolgen, Frauen kennen zu lernen. In diesen Momenten ist „Fikkefuchs“ eine schmerzhaft präzise Zustandsbeschreibung männlicher Befindlichkeiten, pointiert und von beißendem satirischen Witz.

Deutschland 2017
Regie: Jan Henrik Stahlberg
Darsteller: Jan Henrik Stahlberg, Franz Rogowski, Thomas Bading, Susanne Bredehöft, Jan Pohl
Laufzeit: 101 Minuten
ab 16 Jahren

Bild

Spielzeiten: