Aus dem Nichts

„Ich komme gleich zurück.“ sagt die Frau, die ihr Fahrrad unabgeschlossen vor dem Büro abstellt, in dem Katja (Diane Krüger) gerade ihren Sohn bei ihrem Mann Nuri (Numan Acar) abgegeben hat. Noch denkt sich Katja nichts dabei, doch als sie am Abend zurückkommt und die Polizeiabsperrung sieht, ist ihr alles klar. Mann und Kind sind bei einem Anschlag getötet worden, doch während für Katja die Täterin feststeht, ermittelt die Polizei zunächst in Richtung Nuri. Denn der war einst Dealer und hat sich erst nach seiner Inhaftierung rehabilitiert. Bald jedoch findet auch die Polizei die wirklichen Täter, die aus der rechten Ecke stammen und schließlich angeklagt werden. Doch der Prozess erweist sich zum Entsetzen von Katja als weniger eindeutig als gedacht, es gibt ein Alibi und auch das in Katjas Haus Drogen gefunden wurden, erweist sich nun als Problem. Mehr und mehr kommt Katja zu der Erkenntnis, dass sie das Gesetz in die eigenen Hände nehmen muss, wenn sie Gerechtigkeit bekommen will bzw. das, was sie dafür hält.

Dass die Ereignisse um den Anschlag in der Köln-Kalker Keupstraße dem Deutschtürken Fatih Akin besonders nahe gehen, überrascht nicht. Womit nicht nur der Anschlag selbst gemeint ist (der in der Realität im Gegensatz zum Film keine Todesopfer forderte), sondern die einseitige Ermittlung der Behörden, die die türkischen Opfer als Täter verdächtigten und allzu lange Hinweise auf eine rechtsradikale Täterschaft ignorierten. Ein unerhörter Skandal, der nun also als Ausgangspunkt für einen Film dient, der mit offensichtlicher Wut im Bauch gedreht wurde. Tatsächlich ihre erste Hauptrolle in einer deutschen Produktion spielt die vor allem in Frankreich und Hollywood arbeitende Schauspielerin Diane Kruger, die hier ihre stärkste Darstellung abliefert, für die sie in Cannes mit dem Preis für die Beste Darstellerin ausgezeichnet wurde. Die Tragik, die Krüger ihrer Rolle abgewinnt, die zunehmende Verzweiflung über den Tod von Mann und Kind, über die ungerechten Vorhaltungen, die ihr von vielen Seiten entgegenschlagen, sowohl von Eltern als auch von Schwiegereltern, vor allem aber das, was sie als Versagen das Staates empfindet, lassen schließlich auch ihre Handlungen im dritten Akt verständlich erscheinen. Auf dem Papier nicht ganz unproblematisch ist es, was Akin hier erzählt, doch es ist Krüger zu verdanken, dass die extreme Reaktion einer trauernden Frau nachvollziehbar wird.

Deutschland 2017
Regie: Fatih Akin
Darsteller: Diane Krüger, Dennis Moschitto, Ulrich Tukur, Numan Acar, Johannes Krisch, Jessica McIntyre
106 Minuten
ab 12 Jahren

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