Madame

Paris ist total angesagt – das wissen auch Bob und Anne, ein ziemlich hippes, älteres amerikanisches Society-Paar, das sich in einem schnieken Stadtpalais niedergelassen hat und gern Gäste empfängt, wobei weder Kosten noch Mühen gescheut werden. Doch, oh Schreck, der Tisch ist schon gedeckt und die Abstände von Tellern, Besteck und Gläsern sind fachkundigst bis auf den Millimeter ausgemessen, da erscheint als Überraschungsgast Bobs Sohn aus erster Ehe, ein hoffnungsfroher Jung-Autor, der sich einfach selbst einlädt. Nun säßen 13 bei Tisch – bekanntlich das Schlimmste, was einer Gastgeberin passieren kann. Da man niemanden rausschmeißen kann, muss also noch ein Gast her, und Anne entscheidet sich für Maria, das erfahrene Dienstmädchen mit den spanischen Wurzeln. Die ziert sich, kann aber der Überzeugungskraft von Madame nicht widerstehen. So wird Maria schließlich ausstaffiert, frisiert, geschminkt und mit Verhaltensregeln versorgt. „Nicht viel reden, nicht viel trinken …“ Doch kaum hat Maria Platz genommen und ein Gläschen Wein gekippt, wird sie zum Mittelpunkt des illustren Gästekreises...

Da funkeln die geschliffenen Dialoge mit den Kristallgläsern um die Wette, die Pointen fliegen wie leckere Dessertbällchen hin und her. Aber wer nun denkt, dies sei eine der üblichen RomKoms mit der schon zu Beginn feststehenden positiven Antwort auf die Frage: Kriegen sie sich?, der hat sich gewaltig geirrt. Der jungen Regisseurin und Autorin Amanda Sthers, in Frankreich bereits durch ihre Bücher und Theaterstücke außerordentlich bekannt, gelingt es in ihrem zweiten Spielfilm, das Kinopublikum zu amüsieren, zu verblüffen und schließlich sogar ein bisschen vor den Kopf zu stoßen. Angelegt wie eine ganz normale romantische Komödie, entwickelt sich die Geschichte um Maria und ihren Traum von der großen Liebe mit mehreren kleinen Nebenhandlungen zunächst geradlinig in Richtung Happy End. Doch dann beginnt Amanda Sthers‘ Spiel mit den Zuschauern. Die kleinen Nebenhandlungen werden bedeutender, Bob entpuppt sich als künftiger Bankrotteur, Anne betrügt ihren Mann. Und langsam wird aus der turbulenten Komödie ein Drama, ein böses Spiel um Macht und Einfluss. Amanda Sthers bietet viel: eine intelligente, pointenreiche Story mit Witz und geschliffenen Dialogen, traumhafte Settings und wunderbare Bilder aus Paris, dazu ein hübscher Soundtrack mit vorwiegend französischer Popmusik.

Frankreich 2017
Drehbuch und Regie: Amanda Sthers
Darsteller: Rossy de Palma, Toni Collette, Harvey Keitel, Michael Smiley, Brendan Patricks
Laufzeit: 90 Minuten
ohne Altersbeschränkung

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