Leaning into the Wind – Andy Goldsworthy (Originalfassung mit deutschen Untertiteln)

Dem preisgekrönten Dokumentarfilmer Thomas Riedelsheimer gelingt es, das Universum des faszinierenden LandArt-Poeten Andy Goldsworthy in eine meditative Bildsprache umzusetzen.. Ein sinnliches Kinoerlebnis, das wunderbar entschleunigt und zur mehr innerer Ruhe und Gelassenheit beiträgt.

Nicht zuletzt nach seiner großartigen Doku „Im Fluss der Zeit“ hat Regisseur Thomas Riedelsheimer ein starkes Faible für den schottischen Land-Art-Künstler Andy Goldsworthy entwickelt. Kein Wunder, denn wie den britischen Ausnahmekünstler reizt den preisgekrönten Kameramann und Cutter immer wieder die Herausforderung, Momente des Vergänglichen hin zur Entdeckung des „ästhetischen Augenblicks“ mit der Kamera festzuhalten. Denn zu Beginn waren es eher seine Kunstbücher und weniger seine Ausstellungen, die Goldsworthy zu einem stillen Star der internationalen Kunstszene machten. Nach wie vor ist hauptsächlich die Natur bei ihm - wie bei einem klassischen Bildhauer - sein Material. Nachdenklicher, ernster und rauer, macht sich der weltoffene Künstler inzwischen immer öfter selbst zur eigenen, lebendigen Skulptur in der Landschaft. Spektakulär klettert er in seiner schottischen Heimat durch einen dornigen, bizarren Zaun aus Schlehenhecken. Vor dem regengrauen Horizont wirkt seine dunkle Silhouette wie ein übergroßes Insekt.

Seine Werke, wie flüchtig auch immer sie sein mögen, sollen zwar auch eine einfühlende Beziehung zur Natur manifestieren. Doch schlichte Gesten allein genügen dem agilen 61jährigen nicht mehr. Seine Installationen sieht er heute nicht nur als Metaphern für die ökologische Krise. Nach wie vor treibt den kreativen Puristen der unbändige Wille zu verstehen. „Ich möchte hinter die Oberfläche sehen“, betont er. Doch bei einem skulpturalen Eingriff in der spanischen Extremadura bremst er sich plötzlich. Er schafft es nicht den Fels zwischen der Macchia aus dem Boden zu fräsen. „Ich habe sonst nur mit Fels aus Steinbrüchen gearbeitet“, erklärt er. Und entschuldigt sich beim Kamerateam, dass sie zu früher Stunde antreten mussten. Doch das geduldige, manchmal vergebliche Warten gehörte bereits bei der ersten Doku zum natürlichen Bestandteil der Dreharbeiten. Trotzdem macht ihn diese Geste sympathisch. „Je älter ich werde, desto mehr muss ich mit Verlust umgehen“, verrät er. Offen spricht er dabei in diesem Zusammenhang auch über seine gescheiterte Ehe. Feinfühlig zeigt die Doku so Spuren, die die Zeit bei Künstler und Werk hinterlassen haben.

Deutschland, UK 2016
Regie, Kamera & Schnitt: Thomas Riedelsheimer
Darsteller: Andy Goldsworthy, Tina Fiske, Holly Goldsworthy
Musik: Fred Frith
97 Minuten
ohne Altersbeschränkung

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