Meine schöne innere Sonne


Eine erfolgreiche Künstlerin um die 50 sucht nach der erfüllenden Liebe. Nur auf den ersten Blick eine Komödie, denn unter der Oberfläche lässt Regisseurin Claire Denis kaum ein gutes Haar an den zahlreichen Männern, mit denen sie ihre brillante Hauptdarstellerin Juliette Binoche konfrontiert.

Isabelle (Juliette Binoche) ist Künstlerin, geschieden, Mitte/ Ende 40 und Single. Ob sie noch einmal nach der großen Liebe suchen soll, ob man überhaupt nach der großen Liebe suchen sollte, sind die Fragen, die sie umtreiben. Sie hat Affären mit einem selbstgefälligen Banker (Xavier Beauvois), einem etwas verwirrten Schauspieler (Nicolas Duvauchelle), einem sensiblen Künstler (Alex Descas) und einem Mann aus der Arbeiterklasse (Paul Blain), doch wirklich warm wird sie mit keinem dieser Männer. Doch woran liegt es, dass sie sich nicht wirklich öffnen kann, nie ganz zufrieden mit dem jeweiligen Liebhaber ist? An ihr selbst, an den gesellschaftlichen Konventionen oder doch einfach an den Männern?

Schon die erste Szene von „Meine schöne innere Sonne“ ist bezeichnend: Ein Mann müht sich da auf der von Juliette Binoche gespielten Isabelle ab, das Paar hat Sex, im weitesten Sinne, denn dieser Akt wirkt mühsam, nicht gerade lustvoll. Zunehmend gelangweilt blickt Binoche nach oben, in die Kamera, bis sie reichlich genervt „Komm endlich!“ ruft. Nicht minder verkrampft ist das postkoitale Gespräch, der Versuch des Mannes, bestätigt zu bekommen, dass er nichts falsch gemacht hat, die Bemühungen der Frau, ihn nicht in seiner Männlichkeit zu verletzen. Aber warum eigentlich nicht? Warum fällt es dieser Frau, dieser autarken, eigentlich selbstbewussten, auch erfolgreichen Künstlerin, wie wir sie im Laufe des Films kennenlernen werden, in diesem Moment so schwer, dem Mann zu sagen, dass er ein schlechter Liebhaber ist? Fragen des Zwischenmenschlichen, des Verhältnisses von Männern und Frauen stellt Claire Denis in ihrem Film, der lose auf Roland Barthes „Fragmente einer Sprache der Liebe“ basiert, was eigentlich auch ein schöner Titel für einen Film wäre, der zwar kein Fragment ist, aber einer losen, offenen Struktur folgt. Man darf diesen Film durchaus autobiographisch verstehen, als Reflexion einer Regisseurin, die im Lauf ihrer 71 Jahre viel erlebt, viel gelebt hat. In Juliette Binoche hat sie ein ideales Alter Ego gefunden, die hier eine bemerkenswert natürliche Darstellung abliefert.

Frankreich 2017
Regie: Claire Denis
Darsteller: Juliette Binoche, Xavier Beauvois, Philippe Katerine, Paul Blain, Gérard Depardieu, Nicolas Duvauchelle
94 Minuten

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