Alte Jungs


Was lange gärt, wird endlich Wut … die Bewohner eines Altenheims proben den Aufstand und beschließen, eine autonome WG zu gründen. Komödie, die - passend zum Alter ihrer Protagonisten - eher bedächtig und nachdenklich daherkommt. Ein bisschen Melancholie darf auch dabei sein und sehr viel luxemburgisches Lebensgefühl!

Sie wünschen sich so wenig, aber nicht einmal das bekommen sie: Die Bewohner des Altenheims in Luxemburg haben im Grunde bescheidene Ansprüche, aber vor allem möchten sie selbst über sich, ihr Leben und ihre möglicherweise nicht mehr allzu schöne Zukunft selbst bestimmen. Stattdessen müssen sie sich von der Leitung und vom Pflegepersonal bevormunden oder sogar drangsalieren lassen. Ob Rauchen oder Alkohol, ob Sex oder wenigstens ein bisschen Kuscheln - den alten Leuten wird alles verboten, und sie werden so streng beaufsichtigt, dass sie kaum noch Freiräume haben. Und wer noch Familie hat, kann sich nicht einmal auf die verlassen. So wird Nuckes, ein ehemaliger 68er-Jahre-Kämpfer, zum Mittelpunkt einer Revolte, die schließlich dazu führt, dass sich mehrere Bewohner zusammenrotten, um selbst ein Altenheim oder wenigstens eine Senioren-WG zu gründen, ein autonomes Projekt, in dem jeder alle Freiheiten hat, die er möchte. Aber wie das so ist: Alles braucht seine Zeit, und ein bezahlbares Haus ist schwer zu finden …

Im Gegensatz zu anderen Filmen mit ähnlicher Problematik geht es hier weniger um die Auseinandersetzung zwischen den Generationen als um die generelle Thematik des Lebens im Alter mit allen angenehmen und unangenehmen Begleiterscheinungen. Der Drehbuchautor und Regisseur Andy Bausch hat sich entschieden, seine sorgfältig ausgearbeiteten Charaktere in ein ausgesprochen realistisches Umfeld zu stellen, und so ist ihm zusätzlich zur Seniorenkomödie ein Film gelungen, der viel über das Leben in Luxemburg erzählt, was einen guten Teil seines Charmes ausmacht. Andy Bausch verzichtet dabei auf vordergründige Witzeleien, er beschönigt nichts und bleibt direkt am echten Leben. Dazu passt das Darstellerensemble, wobei André Jung in der Hauptrolle des Nuckes deutlich herausragt. Bis in die kleinsten Gesten genau und sehr authentisch zeigt er einen alten Mann, der noch immer auf der Suche nach Anerkennung und Liebe ist. Das ist gleichzeitig sehr komisch und sehr melancholisch. Der Begriff “Tragikomödie” bietet sich ohnehin für dieses Werk an, trifft es aber nicht so recht. Vermutlich wäre dann jeder Film, der von alten Menschen erzählt und ein bisschen lustig ist, eine Tragikomödie. Denn Lachen und Weinen liegen nun mal dicht beieinander. So wird hiermit beschlossen und verkündet: Dies ist eine Komödie, auch wenn man nicht dauern gackernd vom Stuhl fällt.


Luxemburg 2016
Regie: Andy Bausch
Drehbuch: Andy Bausch, Frank Feitler
Darsteller: André Jung, Marco Lorenzini, Pol Greisch, Fernand Fox
107 Minuten
ohne Altersbeschränkung

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