Julian Schnabel – A Private Portrait



Ein betont freundliches und unkritisches Porträt des Künstlers und Filmemachers Julian Schnabel („Schmetterling und Taucherglocke“)

Er gilt als einer der erfolgreichsten, aber auch umstrittensten Maler seiner Generation, manche verehren, andere verachten ihn, manche bewundern ihn für seine Larger-Than-Life-Persönlichkeit, andere bezeichnen ihn als Selbstdarsteller. Die Rede ist von Julian Schnabel, der Anfang der 80er Jahre auf der New Yorker Kunstszene auftauchte, mit riesigen Gemälden, deren Grundlage zerbrochenes Geschirr war. Etwas ganz Neues waren diese Bilder, die perfekt in die exzessiven achtziger Jahre passten, in der es um alles andere als Bescheidenheit ging. Noch viel wichtiger als die eigentliche Kunst war vielleicht sogar der Künstler selbst, seine Persönlichkeit, und auch da überzeugte Schnabel. Ein großer, schwerer Mann, der mit einem Übermaß an Selbstvertrauen auftrat, es sich bald angewöhnte in Schlafanzügen aufzutreten, mit Warhol, Basquiat, Haring und all den anderen Größen der New Yorker Kunstszene befreundet war und sich nicht um Konventionen scherte. In den 90er Jahren begann er Filme zu drehen, zunächst „Basquiat“ über seinen viel zu jung verstorbenen Künstler-Freund, dann „Before Night Falls“ über den Exil-Kubaner Reinaldo Arenas, schließlich seinen größten Erfolg „Schmetterling und Taucherglocke“, in dem er auf visuell überbordende Weise imaginierte, wie sich ein Mensch fühlt, der bewegungslos im eigenen Körper eingesperrt ist.

Ohne Frage ein abwechslungsreiches Leben, gesäumt von berühmten Freunden, diversen Kindern von diversen Frauen, jedoch keineswegs so frei von Kontroversen, wie es in Pappi Corsicato „Julian Schnabel – A Private Portrait“ den Anschein hat. Corsicato ist seit langem mit Schnabel befreundet und nutzt seinen Zugang zu Schnabel weidlich aus. Spannendes Bildmaterial aus allen Phasen des Schaffens hat er zusammengestellt. Bilder des jungen Schnabels, wie er riesige Leinwände bearbeitet, sich teils mit Kränen hoch hieven lässt, um die überlebensgroßen Planen zu bemalen. Dazu Interviews mit Familienmitgliedern und Freunden, berühmten Freunden vor allem, von Willem Dafoe über Al Pacino zu Jeff Koons und Laurie Anderson, die ausschließlich Positives, nein, Begeistertes über Schnabel zu berichten haben. Spannend und faszinierend ist Schnabels Leben ohne Frage, insofern kann auch ein unkritischer Film wie dieser gar nicht uninteressant sein. Ein klein wenig mehr kritische Distanz, ein wenig Eingehen auf die kontroversen Diskussionen, die über Schnabel und seine Kunst geführt wurden und werden, hätte aus einer Eloge jedoch einen vielschichtigeren Film gemacht.


Italien 2017
Dokumentation
Regie: Pappi Corsicato
82 Minuten

Bild

Spielzeiten: