Die Grundschullehrerin



Die Begegnung mit einem schwierigen Kind, das sie unter ihre Fittiche nimmt, stellt das gesamte Lebensmodell einer Lehrerin in Frage. Besonders schön an der turbulenten Dramödie übers Lehren und Lernen ist die positive Energie, die direkt von der Leinwand ins Publikum strömt. Dabei geht es nur auf den ersten Blick um Kinder und Schule - tatsächlich handelt der Film eher vom Beruf als Berufung.

Eigentlich hat Flo niemals Ferien. Sie wohnt allein mit ihrem Sohn Denis, der in ihre 5. Klasse geht, in einer Wohnung im Schulgebäude, und wenn sie gerade nicht unterrichtet, beschäftigt sie sich mit Vorbereitungen, Korrekturen oder mit Eltern, Kollegen oder mit ihrem Chef, dem Direktor. Ein Privatleben gibt es nicht, und verständlicherweise ist Denis davon nicht allzu begeistert, anstelle einer Mutter eine Klassenlehrerin zu haben. Flo ist nicht nur die größte Idealistin, die man sich als Lehrerin vorstellen kann, sondern sie will auch stets alles allen recht machen, die geborene Musterschülerin! Damit sie selbst merkt, was sie mit sich und Denis anstellt, muss erst einmal was passieren: Ein neuer Schüler kommt in ihre Klasse - es handelt sich um ein echtes Problemkind. Bald stellt sich heraus, dass seine Mutter schon vor einiger Zeit verschwunden ist und sich überhaupt niemand um ihn kümmert. Flo recherchiert und findet immerhin Mathieu, einen Ex-Lover von Sachas Mutter, den Sacha wenigstens in Maßen respektiert. Aber Mathieu kann Sacha nicht auf Dauer bei sich aufnehmen. Also, was tun? Sacha wird zu Flos Projekt und schließlich zur größten Bewährungsprobe.

Flo ist eine großartige Lehrerin, keine Frage. Aber mit dem Idealismus ist das so eine Sache: Einerseits ist er wichtig und richtig, schon allein, wenn man andere begeistern möchte. Andererseits ist bei vielen, nicht nur bei Lehrerinnen und Lehrern, die Leidenschaft für den Beruf eine wunderbare Ausrede, um sich nicht mit sich selbst oder mit dem Privatleben zu beschäftigen. Hier wird die Berufung zum Beruf und umgekehrt. Die grazile Sara Forestier spielt diese leidenschaftliche Pädagogin mit sehr viel emotionaler Eleganz und Energie. Wenn sie durch die Klasse wirbelt, hat sie trotzdem für jeden ein Ohr, sie stellt sich auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Schüler ein, freut sich über kleinste Erfolge - kurz und gut: Sara Forestier spielt absolut hin- und mitreißend. Hélène Angel inszeniert mit leichter Hand und sehr einfühlsam die junge Darstellerin, die zu den größten Talenten der ohnehin gut besetzten französischen Schauspielerriege gehört. Auch wenn die Love Story zwischen ihm und Flo absolut vorhersehbar ist, so bringt sie doch ein bisschen Zauber in den Film, der alles andere als eine Paukergeschichte ist, sondern ein richtig schönes, teilweise sehr witziges und ans Herz gehendes Lebensabenteuer.


Frankreich 2017
Regie: Hélène Angel
Buch: Hélène Angel, Yann Coridian, Olivier Gorce, Agnès de Sacy
Darsteller: Sara Forestier, Vincent Elbaz, Albert Cousi, Guilaine Londez, Hannah Brunt, Olivia Coté
105 Minuten

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