Arthur & Claire

Zwei Lebensmüde, der 50jährige Arthur und die 30jährige Claire, werden unerwartet zur Schicksalsgemeinschaft, als sie gemeinsam in der pulsierenden Nacht Amsterdams den Wert des Lebens neu erfahren. Eine perfekte schwarzhumorige wie warmherzige Komödie!

Arthur (Josef Hader) möchte nur noch seine Ruhe. Auf dem Weg zu seiner Sterbeklinik nach Amsterdam will der Krebskranke möglichst wenig Kontakt. Friedlich und in Würde möchte er sich selbstbestimmt verabschieden. Er will nicht länger darauf warten, dass der Tumor in seiner Lunge das qualvoll erledigt. Aber das Leben lässt sich nicht aussperren. Selbst an seinem letzten Abend im edlen Hotel an der Kaisergracht stört laute Rockmusik sein stilvolles und einsames Dinner. Aufgebracht stürmt er ins Nachbarzimmer. Und trifft dort auf die junge Claire (Hannah Hoekstra). Die 30jährige will sich gerade mit Schlaftabletten vergiften. In letzter Minute entreißt er ihr das Glas und kippt den Inhalt in die Toilette. „Wer so laute Musik aufdreht, der will sich nicht wirklich umbringen“, behauptet er. Und die zunächst verdutzte Holländerin meint nur sarkastisch: „Macht ihr Deutschen das immer noch so, einfach irgendwo rein stürmen“. Trotzdem erwachen Arthurs Lebensgeister. Ihre Auseinandersetzung über den Sinn eines Lebens, das nicht gerade vom Glück überstrahlt zu sein scheint, mündet in dem Kompromiss, den letzten Abend gemeinsam zu verbringen...

Dem deutsch-portugiesischen Regisseur Miguel Alexander gelingt eine wunderbare Balance zwischen trockenem Humor und berührender Einsicht in die menschliche Unvollkommenheit mit tragikomischer Nähe zu seinen Hauptfiguren. Zwischen Schwächen und aufgedeckten Lebenslügen entsteht eine kluge Liebeserklärung an das Leben selbst ohne Wirklichkeitsflucht. Als Drehbuchautor ist Hauptdarsteller Josef Hader auch mitverantwortlich für die einzigartigen Dialoge. Erneut überzeugt der Star-Kabarettist, wie bereits in dem preisgekrönten historischen Flüchtlingsfilm „Vor der Morgenröte“, auf der Leinwand. In der Rolle des liebenswerten, verstörenden Eigenbrötlers haftet seiner Figur, schwankend zwischen schwermütig und bissig, etwas von dem grantelnden Charme als Kult-Kieberer Brenner der legendären Krimireihe an. Zwischen ihm und der niederländischen Newcomerin Hannah Hoekstra stimmt die Chemie. Schlagfertig mit holländischem Witz bietet sie ihm kratzig Paroli. Nicht umsonst war die knapp 30jährige im vergangenen Jahr Shootingstar der Berlinale. Bereits in Sacha Polaks Debütdrama und Frauenportrait „Hemel“ lieferte sie ein starkes Zeugnis ambivalenter Gefühle.

Deutschland, Österreich 2017
Regie: Miguel Alexandre
Darsteller: Josef Hader, Hannah Hoekstra, Rainer Bock
99 Minuten
ab 12 Jahren

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