Call Me By Your Name (englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln)



Die radikal romantische Liebesgeschichte zwischen einem 17-jährigen, ungestümen Schöngeist und einem 24-jährigen US-Sonnyboy im sommerlichen Bella Italia der frühen 80er Jahre. Sinnliches Gefühlskino, wie es nur die Italiener mit solch raffinierter Grandezza beherrschen. Der Oscar-Call dürfte da gleich mehrfach erfolgen.

„Jetzt teilen wir uns das Bad!“, empfängt der 17-jährige Elio (Timothée Chalamet) freundlich den neuen Gast, für den er sein eigenes Zimmer räumt und in die anliegende Abstellkammer zieht. Wie immer hat Elios Vater, ein Professor für Archäologie, auch in diesem Sommer 1983 einen Studenten als wissenschaftliche Hilfskraft auf dem gemütlichen Landsitz der Familie einquartiert. Diesmal kommt der 24-jährige Doktorand Oliver (Armie Hammer) aus den USA zu Besuch. Der gutaussehende Amerikaner avanciert schnell zum Schwarm der weiblichen Dorfjugend. Die Gasteltern erliegen gleichfalls dem Charme des redegewandten Besuchers. Nur Sohn Elio gibt sich auffallend abweisend gegenüber dem Sonnyboy. Auf dessen harmlose Berührung beim Sport reagiert der Teenager fast panisch. Zugleich ist er schwer fasziniert von dem selbstbewussten Charmeur. Bei gemeinsamen Ausflügen kommt man sich schließlich näher. Bevor er ganz den Kopf verliert, stürzt sich der verunsicherte Teenager lieber in den Flirt mit der hübschen Marzia, die ihn schon lange anschwärmt. Ein bisschen will er damit natürlich seinen Oliver eifersüchtig machen. Je mehr Zeit die Jungs miteinander verbringen, desto größer wächst die Zuneigung und steigt das Begehren...

Als echter Italiener weiß Luca Guadagnino natürlich bestens, wie er seine Heimat am schönsten in Szene setzt. Sonnendurchflutete Landschaften. Paradiesisch anmutende Gärten. Idyllische Flüsse und Küsten. Pittoreske Dörfer mit palavernden Bewohnern. In der vornehmen Villa von Emilios vermögenden Eltern lässt sich zudem sehr entspannt über Gott und die Welt und die letzten Probleme der Menschheit philosophieren. Ähnlich entschleunigt wie die Einheimischen, geht auch der Regisseur vor. Er erlaubt den Figuren genügend Zeit zur Entfaltung. Die brauchen sie tatsächlich dringend, schließlich stecken sie voller Widersprüche und Unsicherheiten. Minimalistischer fallen die Interaktionen zwischen den Figuren aus. Da genügen kurze Blicke und kleine Gesten statt vieler Worte. Bisweilen fühlt man sich fast wie in einem Stummfilm. Wenn schon Dialoge, dann aber richtig: Ob augenzwinkernd als endloser Wortschwall über Politik beim Abendbrot, wie er italienischer kaum ausfallen kann. Oder sehr berührend, als intimes Vater-Sohn-Gespräch über Sex, Liebe und das Leben - wie es großartiger im Kino wohl noch nicht zu sehen war. Michael Stuhlbarg erweist sich dabei einmal mehr als Darsteller der Extraklasse. Mit dieser Rolle und jener in „The Shape of Water“ dürfte er gleich zwei Eisen im aktuellen Oscar-Rennen haben.

Italien, Frankreich 2017
Regie: Luca Guadagnino
Darsteller: Armie Hammer, Timothée Chalamet, Michael Stuhlbarg, Amira Casar, Esther Garrel
132 Minuten
ab 12 Jahren

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