Zuhause ist es am Schönsten



Zur goldenen Hochzeit der Eltern versammelt sich eine Großfamilie. Turbulentes Drama, das die ambivalenten Gefühle und mediterran-theatralischen Wesenszüge aller Beteiligten mit radikaler Tiefenschärfe ausleuchtet.

Am Anfang regiert Heiterkeit. Das italienische Dolce Vita, geprägt von einer gewissen Lässigkeit und Lockerheit vor der traumhaften Kulisse Ischias, verheißt Lebenslust. Alba (Stefania Sandrelli) und Pietro (Ivano Marescotti) haben ihre komplette Großfamilie zu ihrer Goldenen Hochzeit in ihre wunderbare Villa auf der idyllischen Vulkaninsel im Golf von Neapel eingeladen. Eine harmonische Feier wünscht sich das Paar. Doch nicht selten kippt das Bild der glücklich vereinten Familie unter diesem Druck. Fassaden stürzen ein, Selbsteinschätzungen zerbröckeln, gärend, brodelnde Geheimnisse brechen sich Bahn, kleine und große Kämpfe werden ausgetragen. Schuld an dem Schlamassel ist nicht zuletzt ein Unwetter. Kein Schiff fährt. Die illustre Gesellschaft sitzt auf der Insel fest. Die emotionalen Dämme brechen...

Unvergleichlich kraftvoll verkörpert das 18köpfige, hervorragende Schauspielensemble diese Familie am Rande des Nervenzusammenbruchs. Angefangen von der brünetten „Diva fürs Volk“ Stefania Sandrelli, die ihren größten Erfolg als Hauptdarstellerin in Bernardo Bertoluccis klassenkämpferischem Epos „1900“ feierte, über Sandra Milo (Fellinis „Achteinhalb“) bis hin zu Massimo Ghini, der mit den Theatergrößen Franco Zefferelli und Giorgio Strehler arbeitete, begeistert jeder aus dieser spielfreudigen Crew. In langen Einstellungen verharrt die Kamera immer einen Moment über das nötige Maß hinaus auf ihren Gesichtern, um noch ein bisschen tiefer einzutauchen in ihre Qualen und ihr Glück. Mit seinem fesselnden Porträt der italienischen Großfamilie Ristuccia gelingt dem hollywooderprobten Regisseur Gabriele Muccino ein großer Wurf. Grandios inszeniert der gebürtige Römer seine „commedia all’italiana“, sein kleines Welttheater, um den Kult der Familie. Wie einst der italienische, verstorbene Altmeister Ettore Scola betrügt der 51jährige sein Publikum nicht um die Wirklichkeit.

Italien 2017
Regie: Gabriele Muccino
Drehbuch: Gabriele Muccino, Paolo Costella
Darsteller: Stefano Accorsi, Carolina Crescentini, Elena Cucci, Tea Falco, Pierfrancesco Favino, Claudia Gerini, Massimo Ghini, Sabrina Impacciatore, Ivano Marescotti, Giulia Michelini.
105 Minuten
ab 6 Jahren

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