Don’t Worry, weglaufen geht nicht


Nach einem Autounfall entdeckt John Callahan sein Talent für sarkastische Cartoons. Faszinierendes Porträt eines Außenseiters mit überraschenden Sympathiewerten

Reichlich Alkohol, dumme Sprüche sowie möglichst viele Partys sind der wichtigste Lebensinhalt des jungen Helden. Bei einer Sauftour kommt es zum verhängnisvollen Autounfall. Beifahrer John Callahan erwacht querschnittsgelähmt im Krankenhaus. Schluss mit lustig! An den Rollstuhl gefesselt, erreicht der Alkoholkranke noch nicht einmal die so dringend gebrauchte Wodka-Flasche in seinem Küchenregal. Der Schicksalsschlag gibt Callahan immerhin den Ruck, die Anonymen Alkoholiker aufzusuchen. Geleitet wird das Treffen vom ebenso reichen wie charismatischen Hippie Donnie (Jonah Hill), der die Gruppe gerne in die vornehme Villa einlädt. Zugleich nimmt der Rollstuhlfahrer Kontakt mit der schwedischen Physiotherapeutin Anna (Rooney Mara) auf, mit der er in der Klinik heftig flirtete. Dank ihrer Hilfe entdeckt er nicht nur die Liebe neu, sondern auch sein Talent als Comic-Zeichner. Für seine bösen und politisch unkorrekten Cartoons findet Callahan schnell Abnehmer...

Mit fast dokumentarischen Stil bewegt sich die 16-mm-Kamera elegant durch die Straßen von Portland, der Heimat des Regisseurs Gus van Sant. Dort brettert der Anti-Held mit dem Rollstuhl durch die Kurven. Fällt er um, lässt er sich von freundlichen Skatern aufhelfen. Beim Kampf gegen seine Dämonen, seine Sucht und Scham bekommt er zwar Ratschläge vom ewig coolen Hippie der AA-Gruppe. Letztlich freilich muss Callahan allein sein Schicksal meistern. Mit dem leinwandpräsenten Joaquin Phoenix ist der perfekte Darsteller für die heikle Rolle gefunden. Derweil Jonah Hill seinen komischen Auftritt im Retro-Outfit sichtlich genießt. Allein Udo Kier tut einem etwas leid: Er darf nur mit einem Mini-Auftritt mitspielen, bekommt aber immerhin ein paar Lacher. Wie fast immer gilt auch bei diesem Gus van Sant die Spielregel: Man muss sich auf die unkonventionelle Erzählweise einlassen, sonst verliert man womöglich schnell den Spaß an der subversiven Sache.

USA 2017
Regie: Gus van Sant
Darsteller: Joaquin Phoenix, Jonah Hill, Rooney Mara, Jack Black, Mark Webber, Udo Kier
120 Minuten
ab 12 Jahren

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