Ein Dorf zieht blank



Um seine Gemeinde vor dem endgültigen Niedergang zu bewahren, ergreift ein Bürgermeister noch eine letzte Chance. Angenehm simpel erzählte Dramödie mit einem engagierten Ensemble.

Georges Balbuzard (François Cluzet), Bürgermeister einer winzigen Gemeinde in der Normandie und nebenher Landwirt, beschwört die „rissigen, erdigen Hände der Bauern“ und meint: „Jahrhundertelang ernährten wir das Land und jetzt verhungern wir!“ Mit derlei Ansprachen will Balbuzard den Kampfgeist der ansässigen Bauern wecken und den Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft anstacheln. Schließlich darben die örtlichen Bauern allesamt am maroden Zustand der Landwirtschaft. Die ziemlich letzte Chance sieht der politische Landwirt Balbuzard in einem Deal mit dem New Yorker Starfotografen Newman (Toby Jones), der für Massenaktfotos bekannt ist, bei denen er hunderte nackte Menschen in bestimmten Kulissen inszeniert. Der Fotokünstler schlägt zufällig in der Gemeinde auf und verliebt sich in das „Chollet-Feld“, wo er sein neuestes Foto mit den ansässigen Dörfler/innen schießen will. Da seine Werke um die Welt gehen, wäre das eine Möglichkeit, auf die Lage der örtlichen Landwirtschaft aufmerksam zu machen. Doch davon muss Balbuzard die Leute erstmal überzeugen...

Dass der Film nie langweilt, liegt allein schon an den zahlreichen, gut geschriebenen Dialogen, die das Ensemble lebendig rüberbringt. Bis in die Nebenfiguren hinein – erwähnt sei hier der „schöne Vincent“ – bleibt es glaubwürdig, menschlich, sozusagen gehaltvoll. Es geht um gemeinschaftlichen Zusammenhalt und die Frage, was getan werden kann, damit die traditionelle, kleine Landwirtschaft nicht vor die Hunde geht. In erster Linie liefert die sozial engagierte Komödie Unterhaltung mit einem gesellschaftlichen Anliegen. Das Skript und die Regie von Philippe Le Guay erzeugen einen nie stockenden Flow mit interessanten Übergängen zwischen den Szenen und vielen Charakteren, von denen jede/r Einzelne ein glaubhaftes Profil erhält. Die Figurenskala reicht von „verbittert“ über „erzkonservativ“ und „eifersüchtig“ bis hin zu „hoffnungsvoll“, „pragmatisch“ oder „tatkräftig“.


Frankreich 2018
Drehbuch & Regie: Philippe Le Guay
Darsteller/innen: François Cluzet, Toby Jones, François-Xavier Demaison, Julie-Anne Roth, Pili Groyne, Vincent Regan, Daphné Dumons
105 Minuten

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