Mackie Messer – Brechts 3Groschenfilm



Auf die Leinwand gefunden hat es das Stück von Brecht und Weill nur selten. Weshalb das so ist, das erklärt dieses Opus, das Realität und Fiktion virtuos verschmelzen lässt. Ein mutiger großer Wurf, der dem deutschen Kino guttut!

Am Anfang ist der Streit. Und der fällt heftig aus bei der Generalprobe von „Die Dreigroschenoper“ am Theater am Schiffbauerdamm. „Ist doch Quatsch, ist doch albern Herr Brecht!“, meckert Mackie Messer alias Tobias Moretti. „Das ganze Stück ist doch eine Sauerei!“ klagen andere. Doch die Premiere am 31. August 1928 gerät zum sensationellen Triumph und wird zum größten Theatererfolg der Weimarer Republik avancieren. Prompt will ein findiger Film-Produzent den populären Stoff ins Kino bringen. Brecht sollte die Grundlage für das Drehbuch liefern. Sein radikales Exposé „Die Beule - Ein Dreigroschenfilm“ sorgt bei der Nero-Film AG freilich für Entsetzen. Der Autor verweigert sich mit genüsslichem Trotz den Regeln der Filmindustrie. „Wer die Handlung nicht gleich begreift, braucht sich nicht den Kopf zu zerbrechen. Sie ist unverständlich. Wenn Sie nur etwas sehen wollen, was einen Sinn macht, dann müssen Sie auf das Pissoir gehen. Der Eintrittspreis wird auf keinen Fall zurückerstattet“, spricht er das werte Publikum direkt an. Parallel zur Geschichte vom Kampf des Brecht gegen die Branche („Die Filmindustrie ist zu doof und muss erst bankrott gehen.“) gibt es dessen Visionen einer Verfilmung seiner „Dreigroschenoper“ in Episoden zu erleben.

Regisseur Joachim Lang weiß sehr genau, wovon er erzählt, immerhin schrieb er seine Doktorarbeit über die „Dreigroschenoper“ und war acht Jahre lang künstlerischer Leiter des Brecht-Festivals. Das ambitionierte Werk ist allemal sehenswert und unterhaltsam - und das nicht nur für Deutschlehrer und Brechtologen! Das hochkarätige Ensemble hat sichtlich Spaß an dieser Variante des Klassikers. „Ein Film, der mit Sehgewohnheiten bricht, Überraschungen bietet und neue Möglichkeiten aufzeigt. Es ist ein Experiment, ein Versuch etwas Neues zu wagen, ich bin mir bewusst, dass dies auch Widerspruch auslösen wird“, kommentiert der Regisseur sein Konzept. An dieser Verfremdungs-Wundertüte hätte Brecht wohl sein Vergnügen gehabt - ihm selbst bleibt das bewegende Schlusswort, „An die Nachgeborenen“ im Original-Ton mit Augsburger Dialekt.

Deutschland 2018
Regie: Joachim Lang
Darsteller: Lars Eidinger, Tobias Moretti, Hannah Herzsprung, Joachim Król, Claudia Michelsen, Britta Hammelstein, Christian Redl
130 Minuten
ab 6 Jahren

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