Wir sind Champions



Ein verkappter Trainer soll einen Sportklub für geistig behinderte Menschen übernehmen. Solider Feelgood-Film, der in ihrem Produktionsland Spanien zum riesigen Publikumshit avancierte.

Am liebsten wäre Marco (Javier Gutiérrez) Profibasketballer geworden, doch das vereitelte seine geringe Körpergröße (nur 1,60 Meter). Nun ist er Zweittrainer der spanischen Nationalmannschaft und ein ziemlich ätzender Typ, der Alles und Alle mit Häme überzieht. Dann wird Marco aus dem Verein geschmissen, betrunken beim Autofahren erwischt, zu gemeinnütziger Arbeit verdonnert. Die Sozialstunden soll Marco zu seinem Verdruss in einem Sportklub für geistig behinderte Menschen ableisten. Anfänglich genießt nur der kluge Marin (Jesús Vidal) Marcos Respekt, alle anderen Schützlinge würde der ruppige Kerl am liebsten schnellstmöglich loswerden. Trotzdem tut Marco so, als würde er die Chaoten für die anstehende Landesmeisterschaft vorbereiten. Dass er dabei sein Herz entdeckt, wundert kaum. Wider Willen – und wie zu erwarten – steigt Marco vom Saulus zum Paulus auf.

Dramaturgisch und inszenatorisch verläuft „Wir sind Champions“ zwar in konventionellen Bahnen, doch das spielfreudige Ensemble um Javier Gutiérrez macht das schnell wieder wett. Außerdem ist der Film handwerklich gekonnt inszeniert. Matte Farben, fröhliche Musik. Teils erinnert das an Jeunets „Die fabelhafte Welt der Amélie“, wenn sich ein Funke Magie in den Alltag schleicht. Und ja, manche Gags sind lustig. Als Marco notgedrungen bei seiner Mutter übernachtet, stellt er sich nachts schlafend, als sie ins Zimmer kommt, und beteuert dann, bald ins Hotel zu gehen. Wo eine mütterliche Widerrede zu erwarten wäre, meint diese trocken: „Mach mir keine Hoffnungen.“ Die runter gerockte Sporthalle des inklusiven Sportvereins, wirkt fast wie ein eigener Charakter. Hier spielt ein Gutteil des Films. Bereits durch ihren maroden Zustand wirft die Halle einen flauen Blick auf den gesellschaftlichen Umgang mit versehrten Menschen. Weil die Komödie in diesem Punkt Partei für die gute Seite ergreift, die der Menschlichkeit, kann man den Macherinnen und Machern am Ende aller Peinlichkeiten zum Trotz kaum böse sein. Sie haben es ja nur gut gemeint – und der Erfolg gibt ihnen in gewisser Weise Recht.

Spanien/Mexiko 2017
Regie: Javier Fesser
Drehbuch: David Marqués, Javier Fesser
Darsteller/innen: Javier Gutiérrez, Athenea Mata, Juan Margallo, José de Luna, Sergio Olmo, Jesús Vidal, Gloria Ramos, Julio Fernández
124 Minuten
ohne Altersbeschränkung

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