Dogman



Ein Hundefrisör bemüht sich standhaft aber vergeblich, den Fängen der Unterwelt zu entkommen. Ein harsches Drama, dicht und stark gespielt, mit einem überragenden Hauptdarsteller

Marcello (Marcello Fonte) könnte kaum harmloser sein: Mit seinen hängenden Augenlidern, dem schiefen, stets unsicher lächelnden Mund und seiner fast kleinwüchsigen Gestalt, wirkt er in dem kargen, heruntergekommen Viertel einer süditalienischen Ortschaft erst recht wie ein Fremdkörper. In einem kleinen Laden hat sich Marcello eine ordentliche Existenz aufgebaut, betreibt einen Hundesalon, in dem er die Vierbeiner des Viertels – vom Pudel bis zum Kampfhund – wäscht und frisiert. Nebenbei verkauft er aber auch Koks, wie es dazu kam ist ein Rätsel, vielleicht hat Marcello damit begonnen, um den berüchtigten, grobschlächtigen Simoncino (Edoardo Pesce) mit der Droge zu versorgen. Denn so brutal der Schläger oft auch agiert: Marcello will sein Freund sein...

Für seine berührende Darstellung wurde Marcello Fonte in Cannes mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet, völlig zurecht, ist er es doch, der Matteo Garrones Film Leben einhaucht. Eine viel kleinere Geschichte als in seinem brillanten Mafia-Drama „Gomorrah“ erzählt Garrone diesmal, beschränkt sich in den kaum 100 Minuten Dauer von „Dogman“ ganz auf eine Figur, der er in einer Weise nahe zu kommen sucht, die an den italienischen Neorealismus erinnert. Weniger aus eigenen Antrieb agiert auch dieser Marcello, nicht aus Gier oder Hass oder sonstigen Emotionen, sondern auf Grund der Umstände, in denen er nun mal lebt, ohne daran etwas ändern zu können. Mit erst wenigen Filme ist Fonte fast noch ein Laie, der dennoch eine erstaunliche Leinwandpräsenz mitbringt, der in fast jedem Moment zu sehen ist, der leidet und mit sich ringt und schließlich einen Wandel durchlebt, der ihn endgültig aus seinem bescheidenen, beschaulichen Leben herausreißt. Ein schlechter Mensch ist er in keiner Weise, doch in der harschen, schonungslosen Welt, die Garrone einmal mehr auf unerbittliche Weise zeichnet, ist auch so jemand nicht davor gefeit, zum Mörder zu werden.

Italien 2018
Regie: Matteo Garrone
Buch: Ugo Chiti, Maurizio Raucci, Matteo Garrone, Massimo Gaudiso
Darsteller: Marcello Fonte, Edoardo Pesce, Alida Baldari Calabria, Nunzia Schiano, Adamo Dionisi
102 Minuten
ab 16 Jahren

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