In My Room

Armin (Hans Löw) ist Mitte 30, lebt in Berlin, ist Freiberufler, ungebunden und in jeder Hinsicht auf der Suche. Der Umgang mit anderen fällt ihm schwer. Nur zu seiner Großmutter hat Armin eine engere Bindung. Um ihr Sterben zu begleiten, kehrt er nach Hause zurück, in seine alte Heimat. Am Tag nach dem Tod der Großmutter wacht Armin auf und ist allein auf der Welt. Die Menschen scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. Ziellos streift Armin ein wenig durch die Gegend, doch dann wird er sesshaft, in einem Ferienhaus der Familie, das er mit Generator betreibt und zu seinem Quartier ausbaut. Wieder ist er allein, konzentriert sich ganz auf das Überleben, doch dann läuft ihm eines Tages eine Art Eva in Gestalt von Kirsi (Elena Radonicich) über den Weg. Für einige Zeit bildet das Paar eine Gemeinschaft, scheint sich eine für Armin bislang ungewohnte Sesshaftigkeit anzubahnen, doch dieser Zustand ist nicht von Dauer.

Dass Ulrich Koehler, Regisseur von „Und Montag kommen die Fenster“, mit „In My Room“ keinen richtigen Genrefilm gedreht hat, überrascht wenig. Zwar bedient er sich mit dem plötzlichen Verschwinden eines Großteil der Menschheit eines typischen Musters des fantastischen Films, platziert einen, später zwei Menschen allein in den Ruinen der Zivilisation, doch wo sich ein Genrefilm bald für die Ursachen der Katastrophe interessieren würde, nach außen, auf das große Ganze blicken würde, richtet Koehler den Blick nach innen. Das Konstrukt einer Katastrophe, das plötzliche auf sich selbst gestellt sein nutzt Koehler nun also, um die Psyche seiner Hauptfigur Armin auszuloten. Schon als er noch unter Menschen lebte, hatte es sich dieser in seinem Alleinsein gut eingerichtet, dementsprechend leicht fällt es ihm nun, komplett allein zu sein. Bis, ja, bis ihm eine Frau über den Weg läuft, mit der die Möglichkeit einer Familie, einer Art von Sesshaftigkeit im Raum steht. Kein emotionaler, sondern ein intellektueller Film, weniger mit Herz, als mit Hirn gefilmt, dessen formale Strenge der Inszenierung beeindruckt.

Deutschland 2018
Regie & Buch: Ulrich Koehler
Darsteller: Hans Löw, Elena Radonicich, Michael Wittenborn, Ruth Bickelhaupt
120 Minuten
ab 12 Jahren

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