Die Frau des Nobelpreisträgers

Als ihr Mann mit dem Nobelpreis ausgezeichnet werden soll, werden die Risse in Joans Ehe sichtbar und eine unruhige Unzufriedenheit beginnt durch ihre stoische Fassade zu brechen. Grandioses Schauspielerkino.

Joan (Glenn Close) und Joe Castleman (Jonathan Pryce) sind seit knapp vierzig Jahren scheinbar glücklich verheiratet. Während er zu einem bedeutenden Schriftsteller aufgestiegen ist, hat sie ihm während seiner Karriere stets den Rücken freigehalten und sich vor allem um die gemeinsamen Kinder gekümmert. Nun folgt der Höhepunkt: Joe soll mit dem Nobelpreis ausgezeichnet werden. Dafür reist das Ehepaar gemeinsam mit Sohn David (Max Irons) nach Schweden, wo die Zeremonie stattfinden soll. Doch früh kommt es zu Spannungen zwischen Joe und David, der sich von seinem Vater nie genug gewürdigt gefühlt hat. Und auch zwischen den Eheleuten kriselt es, als der schmierige Journalist Nathaniel Bone (Christian Slater) Joan eines Abends mit seinen Recherchen konfrontiert: Anstatt Joe war es Joan, die für die fiktionalen Ergüsse ihres Mannes zuständig war...

Während die Flashbacks oftmals ein wenig zu sehr das unterstreichen, was man durch die Schilderungen der Eheleute ohnehin erfährt, überzeugt der Handlungsstrang um die Nobelpreisverleihung auf ganzer Linie. Björn Runge ist ein hervorragender Beobachter und lässt die Stimmung zwischen dem Ehepaar ganz langsam eskalieren. Hier fällt mal ein vielsagendes Wort, das die innere Verfassung der angeschlagenen Joan treffsicher hervorkehrt, dort ist es ein verkrampftes Lächeln, das erkennen lässt, wie sehr sie sich doch beherrschen muss, wenn die einzige Anerkennung ihres Ehemannes die ist, dass er sie in öffentlichen Ansprachen immer wieder als seine Muse bezeichnet. Doch das Skript degradiert weder Joe Castleman zum verabscheuungswürdigen Antagonisten, noch drängt es seine Gattin in die Rolle des bemitleidenswerten Opfers. Vor allem das streitbare (da ein wenig zu dick aufgetragene) Ende betont noch einmal ganz besonders, dass sich über die vierzig Jahre trotzdem auch eine innige Liebe entwickelt hat, die abseits der beruflichen Abhängigkeit beider Parteien ehrlich und wahrhaftig ist.

UK/SWE/USA 2017
Regie: Björn Runge
Darsteller/innen: Glenn Close, Jonathan Pryce, Max Irons, Christian Slater, Harry Lloyd, Annie Starke, Karin Franz Körlof, Nick Fletcher
100 Minuten

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