The Favourite – Intrigen und Irrsinn

Einen Kostümfilm hätte man von Yorgos Lanthimos kaum erwartet, doch der ist weniger gediegen als wahnsinnig, betont weniger oberflächliches Zeremoniell zu Hofe, als die allzu menschlichen Triebe, die sich hinter der Fassade verbergen. Ein bitterböser, brillanter Film.

Der englische Hof im frühen 18. Jahrhundert. Nominell regiert Königen Anne (Olivia Colman) das Königreich, doch die Regentin schlägt sich mit allerlei Krankheiten rum und beschäftigt sich lieber mit ihrer bunten Galerie Hasen, als mit den Streitigkeiten zu Hof und vor allem der Außenpolitik. So ist es ihre Hofdame Lady Sarah Churchill (Rachel Weisz), Gattin von Lord Marlborough (Mark Gatiss), seines Zeichens Kommandant der britischen Armee und in einen Krieg mit Frankreich verwickelt, die Anne einflüstert und manipuliert. Diese Position wird durch die Ankunft ihrer Cousine Abigail Hill (Emma Stone) gefährdet. Einst ebenfalls eine Lady, die durch die Spielschulden ihres Mannes in Ungnade fiel, versteht es Abigail ausgezeichnet, das Vertrauen der Königin zu gewinnen. Bald hat sie Sarah als Vertraute - und als Geliebte - ersetzt und versucht nun ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Doch auch Harley (Nicholas Hoult), der Anführer der Torys, die eine liberalere Politik verfolgen als ihre Gegner, die Whigs, versucht via Abigail die Geschicke des Staates zu beeinflussen.

Das Yorgos Lanthimos durch seine stilistischen Entscheidungen - vor allem eine extrem mobile Handkamera, die in weiten Objektiven oft ganz nah an die Figuren herangeht und sie noch mehr zu den Karikaturen verzerrt, die sie durch die exaltierten Kostüme und Masken ohnehin sind - die absurden Elemente dieser Welt noch betont, lässt „The Favourite“ zu einer bitterbösen Satire werden. Unzweifelhaft muss man hier immer wieder an Stanley Kubricks „Barry Lyndon“ denken, der mit ähnlicher Schärfe das Geschehen zu Hofe sezierte, doch Lanthimos geht noch weiter. Wie schon in Filmen wie „Dogtooth“ und „The Lobster“, geht es auch hier um Machtspiele und Manipulationen, die bei aller historischen Distanz jedoch fraglos auch als Spiegelbild der Gegenwart fungieren sollen.


Großbritannien 2018
Regie: Yorgos Lanthimos
Darsteller: Olivia Colman, Rachel Weisz, Emma Stone, Nicholas Hoult, Joe Alwyn, James Smith, Mark Gatiss.
120 Minuten
ab 12 Jahren

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Tickets für Do., 01.02. um 21 Uhr