Frühes Versprechen

Der Film nach Romain Garys Autobiographie ist in jeder Hinsicht faszinierend, eine wunderbar humorvolle Liebeserklärung an seine Mutter Nina, die Charlotte Gainsbourg zum Niederknien gut spielt.

Romain Garys Leben war außergewöhnlich: vom Kind einer russisch-jüdischen Familie in Wilna bis zum Diplomaten, gefeierten Schriftsteller und Mitglied der französischen Avantgarde. Außerdem war er Drehbuchautor und Filmregisseur. Seine Werke sind in Frankreich deutlich bekannter als hierzulande. Dieser charismatische Mann trug in sich das Erbe eines ganzen Kontinents. Er war Russe, Pole, Franzose und Jude, ein Weltbürger also, rastlos wie viele seiner Zeitgenossen, die durch Flucht und Vertreibung ihre Heimat verloren. Den Weg in dieses Leben, zu seinen Erfolgen, Abenteuern, Niederlagen und Chancen, bereitete ihm die Mutter, die für ihn Vorbild und Ansporn war. Heute würde man sagen: eine sehr dominante Mutter, eine Art Glucke, die sich in alles einmischte, ihm aber auch viel Rückhalt, Mut und Selbstvertrauen gab. Im 2. Weltkrieg wird Romain Gary Soldat und Mitglied der französischen Exilarmee unter Charles de Gaulle. Seine Mutter will einen Kriegshelden aus ihm machen, und er folgt ihr, wie immer. Eigentlich plant sie, dass er Adolf Hitler umbringen soll, doch kommt sie von dem Gedanken wieder ab, womit sie ihm wahrscheinlich, nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal, das Leben rettet. Romain wird als Pilot in England und Afrika eingesetzt, überlebt knapp und beginnt nach dem Krieg sowohl eine diplomatische als auch eine literarische Karriere. Er bleibt bis zu seinem Freitod 1980 eine schillernde Persönlichkeit.

Der Fokus der Geschichte liegt ganz eindeutig auf der Mutter-Sohn-Beziehung, und die hat es in sich. Zu Beginn, als Romain noch ein kleiner Junge ist, übernimmt Mama Nina die Rolle einer frühen Helikoptermutter: stets präsent, hilfsbereit, fordernd und fördernd. Sie treibt ihn an, ihr Sohn ist natürlich ein Genie, auch wenn frühe Versuche mit klassischer Musik scheitern. Dann bleibt ihm die Schriftstellerei, und darin übt er sich schon als Grundschüler. Nina opfert ihm ihr ganzes Leben, alles, was sie tut, einschließlich diverser Hochstapeleien, dient nur dem einen Zweck: ihrem Sohn das Leben zu ermöglichen, das er verdient.

Frankreich 2017
Regie: Eric Barbier
Darsteller: Pierre Niney, Charlotte Gainsbourg, Didier Bourdon
131 Minuten
ab 6 Jahren

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