Beale Street



Zwei Jahre nach seinem Oscar-Gewinner „Moonlight“ thematisiert Barry Jenkins erneut die afro-amerikanische Gegenwart und erzählt von Liebe und Rassismus und vor allem der Ungerechtigkeit des amerikanischen Justizsystems

Tish (Kiki Layne) und Alonzo (Stephan James) sind ein Traumpaar, jung, ein wenig naiv, voller Hoffnung und Liebe. Doch nun können sie sich nur noch durch eine Glasscheibe sehen, denn Alonzo sitzt im Gefängnis, angeklagt, eine Puerto-Ricanerin vergewaltigt zu haben. Niemand, der ihn kennt, glaubt an seine Schuld, zumal er am Abend der Tat mit Tish und seinem alten Kumpel Daniel (Brian Tyree Henry) zu Hause war. Doch das Alibi seiner Freundin ist nichts wert und Daniel war gerade erst selbst im Gefängnis und kann vom weißen Staatsanwalt leicht unter Druck gesetzt werden. Zu allem Überfluss teilt Tish ihren Eltern Sharon (Regina King) und Joseph (Colman Domingo) auch noch mit, dass sie schwanger ist. Doch während ihre Eltern voller Vorfreude auf den Familienzuwachs sind, reagiert Alonzos Mutter weit weniger freundlich. Sie habe schon immer gewusst, dass Tish Alonzos Unglück ist.

1974 schrieb James Baldwin seinen Roman „If Beale Street could talk“, in dem er die fiktive Straße im New Yorker Stadtteil Harlem zum Symbol der afro-amerikanischen Geschichte und Gegenwart macht. Jeder Schwarze, so schreibt Baldwin, der in Amerika geboren wurde, kennt Beale Street, was bedeutet, dass jeder Schwarze Rassismus und Polizeiwillkür kennt, Vorurteile und die Versuche, in einem von weißen Institutionen geprägten Land zu leben. Auch Jenkins‘ Film spielt zwar Anfang der 70er, aber er könnte auch heute spielen. Doch so harsch und düster will Jenkins die Realität nicht zeigen, im Gegenteil. In satte Farben und weiches Licht taucht er seine Figuren, erzählt in lyrischen Rückblenden von der idealisierten Liebe zwischen Tish und Alonzo, einer Liebe, so scheint es, die alle Hindernisse überstehen wird. Man mag das als kitschiges Märchen betrachten, als Illusion, die die Realität von Gefängnis, Rassismus und alleinerziehenden Müttern ignoriert. Vielleicht ist es aber auch eine notwendige Illusion, mit der eine bessere Welt beschworen wird und der Ungerechtigkeit der Realität eine zumindest im Kino mögliche Alternative entgegengesetzt wird.

USA 2018
Regie: Barry Jenkins
Darsteller: KiKi Layne, Dave Franco, Diego Luna
117 Minuten

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