Destroyer


Eine abgewrackte Polizistin geht auf einen Rachefeldzug. Eine spektakuläre schauspielerische Leistung von Nicole Kidman ist Herz und Seele eines modernen Film Noir, der die unschönsten, brutalsten Seiten von Los Angeles zeigt.

Eine Leiche mit einem markanten Tattoo im Nacken liegt im Dreck, neben ihr ein markierter 100 Dollar-Schein. Erin Bell (Nicole Kidman), eine Detektivin der Mordkommission in Los Angeles, scheint die Leiche zu kennen, scheint zu wissen, was der Schein bedeutet: Silas (Toby Kebbell) ist zurück in der Stadt, ein brutaler Gangster, der seinen exzessiven Lebensstil mit Banküberfällen finanziert. Vor 17 Jahren war Bell, damals noch junge, unerfahrene Polizisten zusammen mit ihrem Kollegen Chris (Sebastian Stan) auf Silas angesetzt. Undercover schlichen sie sich in Silas Welt, erlangten sein Vertrauen, doch irgendetwas muss schief gegangen sein. Langsam enthüllen Rückblenden, was Bell damals widerfahren ist, wie sie mit harten Drogen in Kontakt kam, an einem Banküberfall teilnahm, wer der Vater ihrer 16jährigen Tochter Shelby (Jade Pettyjohn) ist, die ihrer Mutter zunehmend entgleitet. Kaum noch handlungsfähig, von Alkohol zerfressen, hat Bell nur noch einen Wunsch: Rache zu nehmen für das, was ihr einst geschehen ist.

Das erste Bild von Karyn Kusamas Film zeigt Nicole Kidmans Augen, müde, kaum noch von dieser Welt, wie in einem Fiebertraum in die Ferne starrend. Was folgt wirkt zunächst wie eine lineare Geschichte, wie ein typischer Film Noir, in dem eine harte, zynische Polizistin an einem Fall arbeitet. Doch bald wird deutlich, dass man der Narration nicht zu sehr trauen sollte, dass wir uns in Erin Bells Kopf befinden, in dem enormes Chaos herrscht. Zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit springt die Geschichte nun fortwährend hin und her, liefert in den Rückblenden einen Ansatz für den physischen, vor allem auch psychischen Verfall, der aus einer jungen, optimistischen Polizistin eine lebende Leiche gemacht hat. Im Kern erzählt „Destroyer“ auch dank Kidmans radikaler Performance auf ergreifende Weise vom allzu lang gehegten Wunsch nach Rache und dem Gefühl, sein Leben verpfuscht zu haben. Viel düsterer könnte ein moderner Film Noir kaum sein, aber gerade diese unbarmherzige Radikalität macht „Destroyer“ trotz seiner Schwächen zu einem bemerkenswerten Film


USA 2018
Regie: Karyn Kusama
Darsteller: Nicole Kidman, Toby Kebbell, Sebastian Stan, Jade Pettyjohn, Scoot McNairy, Bradley Whitford
123 Minuten
ab 12 Jahren

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