Christo – Walking on Water



Der bulgarisch-amerikanische Künstler Christo und sein spektakuläres Projekt „Floating Piers“. Feinfühliges Porträt des 81jährigen Ausnahmekünstlers. Ein sinnliches Kinoerlebnis, nicht nur für Kunstliebhaber.

„Unsere Werke sind alle total nutzlos“, gibt der Ausnahmekünstler Christo unumwunden zu, „wir schaffen sie nur, weil wir sie gerne anschauen möchten“. Mit seinen spektakulären „Floating Piers“ im norditalienischen Iseo-See sorgte der agile 81jährige freilich dafür, dass die Besucher nicht nur staunend vor seinem gigantischen Kunstwerk standen. Fasziniert von seiner Idee „über Wasser zu wandeln“ spazierten Besucher aus aller Welt über drei Kilometer lange schwimmende Stege, die mit gelb-orange schimmerndem Gewebe überzogen waren. Bis es jedoch soweit war, hatten nicht nur die Götter den Schweiß gesetzt. Im Nachhinein auf der Leinwand die turbulente Entstehungsgeschichte dieses gigantischen Kunstwerks miterleben zu können ist ein besonderer Genuss. Denn Regisseur Andrey M. Paounov gelingt es im Sinne des Cinema Verite der 60iger Jahre, ohne autoritäre Voice-Over, ein absolut unterhaltsames soziologisches Fresco zu schaffen. Sein Blick hinter die Kulissen ist von Anfang an spannend. Dramaturgisch geschickt inszeniert er aus mehr als 700 Stunden Filmaufnahmen einen eindrucksvollen, authentischen Count-Down.

Und so fiebert man förmlich mit, ob Christo, der wie kein zweiter Künstler an der Entgrenzung der Gegenwartskunst arbeitete, seine spektakuläre Idee wirklich umsetzen kann. Denn Hürden und heikle Verwicklungen gibt es genug. Angefangen von der Konstruktion der schwimmenden Installation über die Naturgewalten des Wetters bis hin zur italienischen Bürokratie, die ihm Rätsel aufgibt. Wie sollen die 220 000 Schwimmwürfel überhaupt miteinander verbunden werden, damit die drei Kilometer langen Stege vom Ort Sulzano auf die vorgelagerte Insel Monte Isola entstehen? Eine Diskussion, die der drahtige Christo lautstark und vehement mit seinem Neffen Vladimir Yavachev, dem Sohn seines älteren Bruders, führt. Das Projekt entwickelt sich zeitweise zum logistischen Albtraum. Vor allem nach seiner Eröffnung. Denn mit diesem riesigen Ansturm rechnete niemand. Züge und Buse sind überfüllt. Der kleine Ort platzt aus allen Nähten.


Italien, USA 2018
Regie: Andrey M. Paounov
Darsteller: Christos, Vladimir Yavachev
Musik: Danni Pensi, Saunders Juriaans
97 Minuten
ohne Altersbeschränkung

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