Niemandsland – The Aftermath



Im besetzten Nachkriegsdeutschland entspinnt eine Romanze zwischen einem britischen Offizier und der Frau eines deutschen Architekten. Gefühlsbetontes Drama, das den geschichtlichen Hintergrund vernachlässigt, aber dafür superb gefilmt ist.

Hamburg im Jahr 1945: Nur wenige Monate nach Kriegsende wird das Haus des Architekten Lubert (Alexander Skarsgard) von der britischen Armee konfisziert. Dort zieht Colonel Morgan (Jason Clarke) mit seiner Frau Rachael (Keira Knightley) ein. Morgan ist ein anständiger Mann, der versucht, den Besiegten wenigstens die Würde zu lassen. Auf seine Initiative hin müssen Lubert und seine Tochter Freda (Flora Thiemann) nicht ausziehen, was Rachael alles andere als Recht ist. Seit ihr kleiner Sohn drei Jahre zuvor im deutschen Bombenhagel umkam, ist sie auf die Deutschen nicht mehr gut zu sprechen, in Lubert findet sie jedoch jemanden, der ähnliches wie sie erlebt hat und ebenso wie sie, deren Mann ständig dienstlich unterwegs ist, einsam ist. Eine zarte Romanze entwickelt sich.

Auf der Basis von Rhidian Brooks Roman erschafft Regisseur James Kent („Testament of Youth“) großes Gefühlskino, wobei er auf die exzellente Photographie von Franz Lustig („How I Live Now“) und ein sehr gutes Trio an Schauspielern zurückgreifen kann. Die undankbarste Rolle hat Skarsgard, dessen Lubert ein anständiger Mann zu sein scheint, über den man aber nicht viel erfährt. Er bleibt etwas rätselhaft, weswegen die Romanze zur erst reservierten Rachael auch etwas abrupt erscheint. Was funktioniert, ist der Umstand, dass beide nicht zwangsläufig die Liebe füreinander entdecken, sondern einander Trost spenden. Etwas außen vor scheint hier Jason Clarkes Figur Morgan zu sein, aber er ist derjenige, der vielleicht am Ehesten in diesem ganzen Szenario unschuldig ist. Dass er sich von seiner Frau zurückgezogen hat, war ein Überlebensmechanismus, dem er nach dem Tod seines Sohnes nicht entgehen konnte. So kreisen die drei Figuren umeinander. Zueinander getrieben, aber auch von den Umständen entzweit, und das bis zum konsequent durchdachten Finale, das in gewisser Weise glücklich ist. Weil es einen neuen Anfang darstellt – und dem immer auch ein Zauber innewohnt.


Großbritannien, Deutschland, USA 2018
Regie: James Kent
Darsteller: Keira Knightley, Alexander Skarsgard, Jason Clarke, Jannik Schümann
108 Minuten
ab 12 Jahren

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