Das Familienfoto



Als ihr Sohn seine demente Mutter ins Heim abgeschoben werden soll, nehmen sich seine Töchter ihr an. Weniger eine Komödie, als vielmehr ein intensives Drama, das mit seiner Wahrhaftigkeit lange nachwirkt.

Alles beginnt mit einer Beerdigung. Ein Mann ist gestorben und seine Frau, Mutter von Pierre und Großmutter von Elsa, Gabrielle und Mao, erklärt, dass sie dort sterben möchte, wo sie immer am Glücklichsten war: in Saint-Julien. Die demente alte Dame erinnert sich kaum noch an etwas, nur daran, dass ihr dieser Ort etwas bedeutete. Da die Oma aber nicht alleine leben kann, bereitet Pierre alles dafür vor, sie ins Heim zu bringen. Doch Elsa und Gabrielle wollen das nicht zulassen und nehmen die alte Dame zu sich, ohne wirklich bedacht zu haben, welche Verantwortung es ist, einen verwirrten Menschen wie sie zu betreuen, zumal ihrer aller eigenes Leben auch mit Problemen gepflastert ist, die ihren Ursprung in ihrer Jugend haben.

Es gibt Momente, da lacht man tatsächlich, in erster Linie ist „Das Familienfoto“ aber wirklich keine Komödie, sondern ein sehr glaubhaftes Drama, das es versteht, dank komplexer und ausgefeilter Figuren die Geschichte voranzutreiben. Man hat hier die Definition einer dysfunktionalen Familie. Geschiedene Eltern, die sich kaum etwas zu sagen haben, Kinder, die getrennt voneinander aufwuchsen, und Erziehungsmethoden, die wohl den 68ern entspringen. Denn, wie Mao – was für ein Name! – so treffend seiner Psychologin erklärt, ist seine Familie eine, bei der sogar die Kuscheltiere sterben. Aber das Leben aller Kinder ist verkorkst – auf die eine oder andere Art und Weise. In „Das Familienfoto“ geht es aber auch um das Erinnern, haben die längst erwachsenen Kinder doch allesamt vergessen, was ihnen die Sommer in Saint-Julien bedeutet haben. Das ist etwas, das diese drei Menschen, die sich im Lauf der Jahre fremd geworden sind, wieder zusammenführt. Es gibt ausgesprochen emotionale Momente, die je nach persönlichem Erlebnishorizont des Zuschauers wirken, aber kaum jemand wird wohl von dem, was er in „Das Familienfoto“ sieht, kaltgelassen. Denn was der Film auch zeigt, ist eine typische Familie, wie jeder sie kennt – mit allen Ecken und Kanten, aber auch dem Gefühl, dass bedingungslose Liebe vorhanden ist.


Land/Jahr: Frankreich 2018
Regie & Drehbuch: Cecilia Rouaud
Darsteller: Vanessa Paradis, Camille Cottin, Pierre Deladonchamps, Jean-Pierre Bacri, Chantal Lauby
98 Minuten
ohne Altersbeschränkung

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