So wie Du mich willst



Eine Frau Anfang 50 beginnt eine Online-Affäre mit einem jüngeren Mann. Packendes Psychogramm, das von der Zwischenwelt zwischen Realität und Fiktion warnt, in der man sich in digitalen Sphären leicht verlieren kann.

Claire (Juliette Binoche) wird von ihrem Mann nach mehr als 20 Ehejahren für eine Jüngere sitzengelassen. Sie hat eine Affäre mit einem jüngeren Mann, der ihr aber kaum Aufmerksamkeit schenkt. Darum kommt sie auf die Idee, in einem sozialen Netzwerk ein falsches Profil anzulegen. Als Clara kommt sie so mit Alex, dem besten Freund ihres Liebhabers, in Kontakt. Ein Kontakt, den sie so nicht erwartet hätte, denn schon bald telefonieren Alex und Claire, die immer noch vorgibt, Clara zu sein. Beide verlieben sich ineinander, er drängt immer mehr, sie endlich sehen zu wollen, aber sie muss ablehnen. Denn wie könnte sie Alex vor die Augen treten und ihm erklären, dass alles außer ihren Gefühlen eine Lüge war?

Die Struktur des Films ist wirklich schön. Die Haupthandlung wird über eine Sitzung bei einer Therapeutin erzählt, später gibt es einen klaren Bruch und eine fiktive Version dessen, wie die Geschichte hätte weitergehen können, nur um dann noch einmal alles auf den Kopf zu stellen. Das ist mutiges Storytelling, das sich einer linearen Erzählweise verweigert und zudem auf ein Ende zusteuert, das keines ist – oder alles sein kann. An einem Punkt der Geschichte sagt jemand, dass Geschichten mehr als ein Ende haben können. Das gilt auch für „So wie du mich willst“, der dann aber offenlässt, wie es weitergeht. Es könnte eine Spirale werden, die zum Anfang zurückführt, ohne dass das ursprüngliche Problem gelöst worden wäre. Der Film funktioniert nicht nur, weil er mit Juliette Binoche eine starke Schauspielerin hat, die mit subtiler Mimik unendlich viel aussagen kann, sondern auch, weil er in einer interessanten Zwischenwelt existiert. Er spielt mit Schein und Sein. Der Film spielt dabei zwei Szenarien durch, die beide tragisch enden. Weil die Welt so ist? Oder weil es das Schicksal der Hauptfigur ist, zu leiden? Das ist der eigenen Interpretation überlassen, ist dies doch ein Film, über den man nach dem Verlassen des Kinos noch lange nachdenkt, weil er so viel zu sagen hat, das aber so unaufgeregt getan hat.

Frankreich, Belgien 2019
Regie: Safy Nebbou
Darsteller: Juliette Binoche, François Civil, Nicole Garcia
102 Minuten
ab 12 Jahren

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