Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão

Im Brasilien der 1950er Jahre werden zwei unzertrennliche Schwestern brutal getrennt. Hinter der historischen Kulisse der scharfsinnigen Romanverfilmung scheint der Traum eines von Gerechtigkeit, Gleichheit und Diversität bestimmten Brasiliens hervor.

Rio de Janeiro, 1950. Trotz aller Unterschiede sind die beiden Schwestern Eurídice und Guida unzertrennlich. Während Eurídice von einer Karriere als Pianistin träumt, ist Guida vor allem in die Liebe verliebt. Als sie mit einem Matrosen durchbrennt, beginnt sie ihrer Schwestern sehnsuchtsvolle Briefe zu schreiben, die diese jedoch nie erreichen. Denn alle Versuche der Kontaktaufnahme werden von den Eltern unterbunden, auch als die Schwestern wieder in einer Stadt leben.

Eine äußerst bewegende Geschichte präsentiert Regisseur Karim Aïnouz in seinem fast zweieinhalbstündigen Film. Inspiriert vom Roman „Die vielen Talente der Schwestern Gusmão” von Martha Batalha nimmt er den Zuschauer mit in die frühen 1950er-Jahre nach Rio de Janeiro und schildert in eindringlichen Bildern und atmosphärischen Tönen jene Zeit, in der Frauen als reine Gebärmaschinen sowie zuhause an Heim und Herd zur Verfügung stehen mussten. Eine Auflehnung gegen die konservativen Werte wurde oft hart bestraft. Ein Schicksal, das den Protagonistinnen in Aïnouz‘ Film widerfährt: Guida wird vom Vater verstoßen, Eurídice kann sich nur schwer gegen ihren Mann durchsetzen, der sie vom Klavierspiel abbringen möchte. Das Einzige, was den getrennten Schwestern noch Halt und Kraft im Leben gibt, ist die stete Hoffnung, dass es der jeweils anderen Schwester besser geht und die Hoffnung, sie irgendwann wieder zu sehen. Dass es sich bei den Banden zwischen Geschwistern um ganz besondere handelt, wurde schon in vielen Filmen thematisiert, doch nicht unbedingt in der Eindringlichkeit wie hier. Großen Anteil daran haben die beiden Hauptdarstellerinnen, die in ihren Rollen vollkommen aufgehen.

Brasilien / Deutschland 2019
Regie: Karim Aïnouz
Darsteller: Carolina Duarte, Júlia Stockler, Flávia Gusmão
139 Minuten

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