Vom Gießen des Zitronenbaums

Elia Suleiman wählt in seinen Filmen das distanzierte Staunen, blickt mit verblüffter Verwunderung auf die Absurdität der Lage in Palästina. In seinem neuen Film erweitert er nun seinen Blick - um am Ende doch in seiner Heimat einen Funken Hoffnung zu finden.

In Nazareth lebt der Regisseur Elia (Elia Suleiman) allein in einem großen Haus mit Garten, der langsam von einem Nachbarn übernommen wird. Während in seiner Heimat der Nahost-Konflikt zum Alltag geworden ist, verrückte Menschen auf den Straßen rumlaufen, versucht Elia einen neuen Film auf die Beine zu stellen. Doch die Finanzierung erweist sich als schwierig, denn von einem palästinensischen Filmemacher wird nichts anderes erwartet, als ein Film über die Not der Palästinenser. Doch auch das wird von potentiellen Geldgebern in Paris, wo Elia zunächst Produzenten trifft, nur noch mit Achselzucken hingenommen. In den Straßen der französischen Hauptstadt trifft er stattdessen auf vereinzelte Spuren eines zunehmenden Überwachungsstaates, auf ständige Polizeipräsenz, die sich auch in New York, seiner zweiten Station, fortsetzt. Schließlich kehrt er mit der Erkenntnis in seine Heimat zurück, dass die ganze Welt zunehmend Palästina ähnelt.

Grau sind Elia Suleimans Haare inzwischen geworden, auf denen fast immer ein Strohhut sitzt, der im direkten Gegensatz zu den absurden Dingen zu stehen scheint, die er mit seinem stets traurigen, verwunderten Blick beobachtet; stets aus passiver Position, als stiller Beobachter einer Welt, die zunehmend aus den Fugen zu geraten scheint. Für seine Heimat gilt das besonders, doch diesmal hat Elia Suleiman keinen Film gedreht, der sich dezidiert mit dem Nahost-Konflikt beschäftigt. Der Nachbar, der eigenmächtig den Garten Elias übernimmt verweist zwar unmissverständlich – und auch ein wenig unsubtil – auf den Landraub Israels, der das von den Palästinensern bewohnte Gebiet immer kleiner werden lässt, doch bald öffnet sich Suleimans Blick. In der letzten Szene sitzt Elia da allein in einem Club in Nazareth, im Hintergrund feiern junge Palästinenser ausgelassen, als gäbe es die Besatzung nicht, als könnte man alle Probleme einfach wegtanzen. Ein verschmitztes Lächeln meint man da auf Elias Gesicht zu erkennen, das andeutet, dass es trotz allem nie verkehrt ist, die Hoffnung nicht zu verlieren.

Frankreich, Katar 2019
Regie: Elia Suleiman
Darsteller: Elia Suleiman, Gael García Bernal, Guy Sprung
102 Minuten
ohne Alterseschränkung

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Trailer VOM GIESSEN DES ZITRONENBAUMS