Atomkraft Forever

Sehr sachliche und zurückhaltende Doku, die die Dimensionen der Gefährlichkeit der Atomenergie zeigt, den ungeheuerlichen Aufwand des Rückbaus von Atomkraftwerken und die nach wie vor ungelöste Frage der Entsorgung des Atommülls.

Auf das Kurzzeitgedächtnis von Menschen ist Verlass. Die Atomkatastrophe im japanischen Fukushima liegt inzwischen fast zehn Jahre zurück, der Super-GAU von Tschernobyl über dreißig Jahre. Und Harrisburg oder Sellafield ist den wenigsten noch ein Begriff. Das ganze Ausmaß dieser Katastrophen blieb der Öffentlichkeit meist verborgen. Sie wurden vertuscht, verheimlicht oder verharmlost. Und plötzlich scheint die Hochrisikotechnik mit ihren dauerhaften Folgen für Mensch und Umwelt in Deutschland wieder salonfähig, die verschleppte Energiewende kein Thema mehr. Der sehr sachlichen und zurückhaltenden Doku von Regisseur Carsten Rau mit dem provozierenden Titel kommt da im richtigen Moment. Ihr gelingt es, ohne Dramatisierung zu überzeugen. Ihr nüchterner Blick macht beispielhaft beim Abbau des AKWs in Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern die Gefahren der Atomenergie eindringlich sichtbar. Ganze Gebäudeblöcke sind verstrahlt, bei jedem Aufbohren von Beton können radioaktive Staubpartikel eingeatmet werden. Der Aufwand dieses Rückbaus der atomaren Ruine ist absurd.

Trotzdem denkt man im bayrischen Dorf Gundremmingen wehmütig an die strahlenden Zeiten des AKWs zurück. Ein Bild wie aus dem Hochglanzprospekt der atomaren Energiekonzerne zeigt die stillgelegten Kühltürme eingerahmt von Rosenbeeten aus dem Vorgarten des ehemaligen Bürgermeisters. Die Gemeinde wurde reich. Die Atomlobby spülte Geld in die Kassen. Doch kein Bundesland ist scharf auf den verstrahlten Müll. Selbst Bayern will sich den bayerischen Wald nicht verseuchen lassen. Wenn dann der nimmermüde Sprecher Jochen Stay von „ausgestrahlt.de“ zu Wort kommt, schärft er mit seiner langjährigen Erfahrung das kritische Bewusstsein um den Fiebertraum Atom. Und last but not least steht ein Elefant im Raum: Wer Atomwaffen will, braucht Atomkraftwerke. Denn ohne Brennstoffwirtschaft auch kein Atomwaffenmaterial. Bekanntlich dient die französische Plutoniumfabrik in La Hague - die sogenannte Wiederaufarbeitungsanlage - vorrangig militärischen Zwecken.

Dokumentarfilm
Deutschland 2020
Regie: Carsten Rau

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