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Nervige Captcha-Felder, Endlos-Warteschleifen, vergessene Passwörter, penetrante Werbeanrufe von Callcentern - gegen solche Windmühlen digitaler Errungenschaften haben drei wackere Franzosen in dieser Komödie schier pausenlos zu kämpfen.

„Ich sehe überall Monat-Flatrates von 20 Euro und zahle selbst 70 Euro!“, wundert Marie sich bei ihrem Telefonanbieter. Da wäre eben nicht alles inklusive, erfährt sie vom pampigen Callcenter, bevor sie aus der Leitung geworfen wird. Erlebnisse wie diese haben enormen Wiedererkennungswert. Ähnlich verhält es sich mit jenen kafkaesken Geschichten von Endlos-Warteschleifen bei Hotlines. Vom nervtötenden Ankreuzen verschwommener Zebrastreifen-Bildchen vor dem Einlass für Webseiten. Von chronisch aufdringlichen Werbeanrufen. Oder jener panischen Suche nach dem verlegten Passwort, von denen dutzendfache Varianten mit Filzstift an der Kühlschrankwand notiert sind. Ein verzweifeltes Trio aus der Vorstadt versucht fortan, mit vereinten Kräften den digitalen Kraken den Kampf anzusagen. Beim Kampf von David gegen Goliath findet sich mit „Gott“ ein mächtiger Verbündeter: So nennt sich jener Hacker-Hippie, der in einem Windrad haust und gern behilflich ist. Gegen Google und Co. hat allerdings selbst „Gott“ keine Chance. Da bleibt den resoluten Franzosen nur noch der Sturm der Bastille von Silicon Valley: dem Rechenzentrum des Techgiganten.

In ihrem zehnten Streich widmen sich Benoît Delépine und Gustave Kervern („Mammuth“) einmal mehr den großen Sorgen kleiner Leute. Ihre Figuren mögen etwas schlicht gestrickt ausfallen, dafür werden sie mit umwerfender Komik von Corinne Masiero („Der Geschmack von Rost und Knochen“), Denis Podalydès („Intrige“) und Blanche Gardin („Die Weissagung“) spielfreudig präsentiert. An Pointen, Situationskomik und Dialogwitz herrscht kein Mangel: vom „kostenlosen Anti-Virenprogramm für 14 Euro im Monat“ über die chronisch geschlossene Postfiliale bis zum teuren Gemüse-Abo, das selbst der Tod nicht scheidet. Als Klasse für sich erweisen sich die Hommage an den legendären „Verrückt nach Mary“-Gag. Sowie der Gastauftritt von Besteller-Provokateur Michel Houellebecq, der im Laden von Bertrand einen ganz besonderen Kaufwunsch äußert - soviel sei verraten: Es handelt sich nicht um jenes Dosentelefon, dem zum Finale ein Denkmal gesetzt wird.

Quelle: programmkino.de / Dieter Oßwald

Frankreich 2020
Regie: Benoît Delépine & Gustave Kervern
Darsteller: Blanche Gardin, Denis Podalydès von der Comedie-Francaise, Corinne Masiero, Michel Houellebecq.
110 Minuten
ab 12 Jahren

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