Hope - Hoffnung



Drama über einen unterkühlten Künstler, dessen Partnerin die fatale Diagnose bekommt: Hirntumor. Weniger gängige Krankheitsgeschichte, vielmehr wird der Krebs zum Katalysator, sich über verdrängte Probleme der langjährigen Beziehung Gedanken zu machen.

Einen Tag vor Weihnachten bekommt Anja völlig überraschend die schreckliche Diagnose: Gehirntumor, der unheilbar ist. Den Lungenkrebs hatte die Künstlerin im Jahr zuvor besiegt geglaubt, nun sorgen Metastasen für den neuen Schicksalsschlag. „Ich habe es immer gefühlt“, sagt sie ihrem Partner, der so schockiert ist, das er nicht mehr weiß, wo er vor dem Krankenhaus geparkt hat. Den Kindern will die Mutter die schrecklichen Neuigkeiten verschweigen, schließlich ist Weihnachten. „Du musst mich nicht lieben, weil ich sterbe. Aber ich muss wissen, ob du mir hilfst“, fordert sie von Tomas. Dies ist erst der Anfang einer ebenso langen wie unerbittlichen Reflektion über die langjährige Beziehung des Paares, bei der vieles offenkundig verdrängt und verschwiegen wurde.

Regisseurin Maria Sødahl weiß, wovon sie erzählt. Schließlich handelt es ich um ihre eigene Geschichte, diese Wahrhaftigkeit ist in jeder Szene und jedem Dialog spürbar und sie verleiht dem Drama eine ganz besondere Komponente. Formal setzt sie bei der Inszenierung auf bewusste Schlichtheit, fast fühlt man sich wie in einem „Dogma 95“-Film: Keine Ausleuchtung. Keine Kulissen. Kein Soundtrack, der auf die Tränendrüsen drückt. Stattdessen die klare Reduktion auf das Wesentliche. Sei es bei den rigorosen Reflektionen des Paares über ihre langjährige Beziehung. Oder bei jener Professionalität des medizinischen Betriebs, bei dessen Räderwerk bisweilen die Empathie für die Patienten verloren geht. Mit der Norwegerin Andrea Bræin Hovig und dem Schweden Stellan Skarsgård gerät die Besetzung zum Glücksfall. Beide Figuren sind nicht unbedingt die ganz großen Sympathieträger. Die chronische Gereiztheit, die vielfachen Vorwürfen, die melancholische Grundstimmung machen den Zugang nicht gerade einfach. Doch dem Schauspiel-Duo gelingt es mit meisterhaftem Facettenreichtum und großer Glaubwürdigkeit, das Publikum auf dieser existenziellen Reise mitzunehmen. Gewiss kein Feelgood-Movie, aber ein ambitioniertes Arthaus-Drama der nachhaltigen Art, das sich lohnt - nicht nur wegen Stellan Skarsgård.

Quelle: programmkino.de / Dieter Oßwald

Norwegen, Schweden 2019
Regie: Maria Sødahl
Darsteller: Andrea Bræin Hovig, Stellan Skarsgård, Elli Müller Osborne
123 Minuten

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