Benedetta



Fünf Jahre nach “Elle” kehrt Paul Verhoeven mit einem auf wahren Begebenheiten beruhenden Historienstreifen auf die Leinwände zurück, der strenggläubige Katholiken in Aufruhr versetzen dürfte.

Im 17. Jahrhunderts wird Benedetta Carlini (Elena Plonka), die angeblich einen Draht zur Jungfrau Maria hat, schon im Kindesalter von ihren Eltern in ein Kloster im toskanischen Pescia gebracht, wo sie ihren Glauben und ihre Fähigkeiten festigen soll. Unter den strengen Augen der Äbtissin Schwester Felicita (Charlotte Rampling) wächst das Mädchen zu einer jungen Frau (nun gespielt von Virginie Efira) heran und wird zunehmend von religiösen Visionen heimgesucht. Während sie insgeheim eine Affäre mit der Nonnenschülerin Bartolomea (Daphné Patakia) beginnt, spült ihr neues Ansehen sie in das Führungsamt des Klosters. Nach einem dramatischen Zwischenfall wendet sich die abgesetzte Vorsteherin, die um die verbotene sexuelle Beziehung weiß, an den päpstlichen Nuntius in Florenz (Lambert Wilson). Der Kirchenmann bricht schließlich in das von der überall grassierenden Pest bislang verschonte Pescia auf, um den Fall zu untersuchen.

„Schändliche Leidenschaften: Das Leben einer lesbischen Nonne in Italien zur Zeit der Renaissance“ lautet der Titel eines Buches, in dem die US-Historikerin Judith Cora Brown der Geschichte der wahren Benedetta Carlini nachspürt. Verhoeven und seinem Koautor David Birke, die schon bei „Elle“ gemeinsame Sache machten, diente eben dieses Werk als Inspirationsquelle für ihr Skript, das man nicht nur auf seine provokanten Elemente reduzieren sollte. Zum Vorschein kommt durchaus das Bemühen, eine weibliche Erweckungs- und Ermächtigungsgeschichte zu schildern, die parallel das stark patriarchal geprägte System der katholischen Kirche kritisch und satirisch beleuchtet. Immer mal wieder testet Berufsprovokateur Verhoeven Grenzen aus, um seine Kritik an der Institution Kirche zugespitzt vorzubringen. Zum Einsatz kommt etwa eine zu einem Dildo umfunktionierte Marienstatue. Ein kalkulierter Affront, der den Film allerdings noch nicht zu einem Vertreter des anrüchigen Nunsploitation-Subgenres macht, in dem das Klostersetting für reißerische, häufig voyeuristisch-erotische Erzählungen genutzt wird.

Quelle: programmkino.de / Christopher Diekhaus

Frankreich 2021
Regisseur: Paul Verhoeven
Drehbuch: Paul Verhoeven, David Birke
Darsteller: Virginie Efira, Daphné Patakia, Charlotte Rampling, Lambert Wilson, Olivier Rabourdin, Louise Chevillotte, Clotilde Courau, Elena Plonka
131 Minuten
ab 16 Jahren

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