Eine Nacht in Helsinki


Drei Männer treffen sich während der Corona-Pandemie in einer Bar in Helsinki und sinnieren über Gott und die Welt. Während des Lockdowns entstandener Film, der vor allem für eingefleischte Finnland und Kaurismäki-Fans von Interesse ist.

Während in Deutschland der 1. Mai für die meisten Arbeitnehmer einfach ein willkommener Feiertag ist, ist der Maifeiertag für den durchschnittlichen Finnen ein Festtag. Mit dieser Ausgangssituation beginnt Mika Kaurismäkis „Gracious Night“. Nach ein paar Aufnahmen vom normalerweise lebhaften Zentrum Helsinkis, dem Bahnhof, den Fußgängerzonen der Hauptstadt, wechselt das Szenario in die Bar von Heikki (Pertti Sveholm), der durch Corona kurz vor dem Ruin steht. Ein letztes, einsames Abendessen und ein gutes Glas Wein will er zu sich nehmen, dann soll die Bar abgebrannt werden. Doch dann steht Risto (Kari Heiskanen) vor der Tür, ein Stammgast, der als Arzt an vorderster Front der Pandemie arbeitet. Offiziell bewirten darf Heikki Risto zwar nicht, aber ein Glas unter Freunden ist natürlich erlaubt. Bald komplettiert schließlich Juhani (Timo Torikka) das Trio, der unbedingt sein Handy aufladen will, denn er erwartet den Anruf seiner Tochter, die ihr erstes Kind erwartet. Bald sitzt das Trio bei Rotwein zusammen und redet über Gott, die Welt und die unvorhergesehenen Wege des Schicksals.

Wem diese Dreierkonstellation bekannt vorkommt, darf sich als großer Kenner der Filme Mika Kaurismäkis fühlen. Denn im 2008 entstandenen „Three Wise Men“ sind es genau die selben Schauspieler, die in der Variation der Weihnachtsgeschichte drei Männer spielen, die sich in einer Bar treffen und – damals wie heute – über das Leben sinnieren. Ob es damals ein ausgefeilteres Drehbuch gegeben hat, kann man sich fragen, denn „Gracious Night“ ist ein weitestgehend improvisierter Film. Allein die Ausgangssituation war vorgegeben, die Grundzüge der Figuren und Konstellation, der Rest wurde vor Ort, natürlich in einer der diversen Kneipen, die die Kaurismäki-Brüder in Helsinki betreiben, improvisiert. Und dafür muss man sagen sind die Unterhaltungen des Trios erstaunlich dicht und reich an bisweilen philosophischen Tiefen. Über 90 Minuten trägt das zwar nur bedingt, doch als sehr typischen Kaurismäki-Film kann man „Gracious Night“ ohne Frage bezeichnen.

Quelle: programmkino.de / Michael Meyns


Finnland 2020
Regie: Mika Kaurismäki
Buch: Mika Kaurismäki & Sami Keski-Vähälä,
Darsteller:Timo Torikka, Kari Heiskanen, Pertti Sveholm, Anu Sinisalo
90 Minuten
ab 12 Jahren

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