Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush


Eine Mutter kämpft jahrelang zusammen mit ihrem Anwalt für die Freilassung ihres Sohnes aus Guantanamo. Die wahre Geschichte des „deutschen Taliban“, nicht als knallharter Politthriller, sondern als erstaunlich leichtherzige Komödie erzählt.

Murat Kurnaz wird von den Amerikanern gefangengenommen und im berüchtigten Gefängnis Guantanamo auf der Insel Kuba festgehalten. Als seine Mutter Rabiye davon hört, fällt sie aus allen Wolken. Sie versteht die Welt nicht mehr. Ja, ihr Sohn ist im Übermaß religiös, aber doch kein Terrorist. Sie wendet sich an den Anwalt Bernhard Docke, der Murat aus dem Gefängnis holen soll. Was folgt, ist ein jahrelanger Kampf, da niemand zuständig sein will und Murat Kurnaz in einer Art rechtslosem Raum gefangen gehalten wird. Aber Rabiye Kurnaz ist bereit, alles für ihren Sohn zu tun, und es auch mit der Regierung Bush aufzunehmen.

Die Geschichte machte damals Schlagzeilen. Sie hat filmisches Potenzial. „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ hätte ein knallharter Politfilm sein können, aber der Film geht einen anderen Weg. Er ist trotz emotional packender Momente erstaunlich leichtherzig, was vor allem an Meltem Kaptan liegt. Sie spielt Rabiye als eine etwas naive, vielleicht etwas zu laute, aber immer freundliche Frau, die das System nicht versteht, aber mit ihrer Beharrlichkeit auch den Anwalt Bernhard Docke dazu bekommt, sich für ihren Sohn einzusetzen. Gerade die Chemie der beiden ist hervorragend. Meltem Kaptan und Alexander Scheer spielen wunderbar auf, auch weil ihre Figuren so herrlich gegensätzlich sind. Es geht im Film gar nicht darum, warum Murat Kurnaz seine Reise antrat, die ihn in die Hände der Amerikaner fallen ließ. Es ist letztlich auch irrelevant, denn ob schuldig oder nicht, das Menschenrecht gilt für alle – und es wurde nicht nur im Fall von Murat Kurnaz mit Füßen getreten. Am Ende kehrt Murat zurück, ein Happyend ist es aber nicht. Weil ihm die Rehabilitation versagt wurde, weil es kein Wort der Entschuldigung gab, weil sein Leben aus den Angeln gehoben wurde. Das ist der grimmige Hintergrund dieses Films, der es dennoch schafft, all diesen gerechten Furor in Form einer amüsanten Mischung aus Drama und Komödie zu verpacken.

Quelle: programmkino.de / Peter Osteried

Deutschland 2022
Regie: Andreas Dresen
Buch: Laila Stieler
Darsteller: Meltem Kaptan, Alexander Scheer, Charly Hübner, Nazmi Kirik, Sevda Polat, Abdullah Emre Öztürk
119 Minuten
ab 6 Jahren

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