Sun Children



Als Straßenkind Ali und seine Clique von einem vergrabenen Schatz hören, wittern sie ihre große Chance. Genre-Grenzen sprengender Film, der gleichzeitig Abenteuerfilm und Jugenddrama ist - spannend wie ein Thriller und realistisch wie ein Dokumentarfilm.

Obwohl sie noch Kinder sind, müssen Ali und seine Freunde hart arbeiten, um ihre Familien über Wasser zu halten. Eine Schule haben sie noch nie von innen gesehen, dafür sind sie aber schon äußerst versiert in verschiedenen handwerklichen Tätigkeiten hart am Rande der Kriminalität oder schon mitten drin. Als Spezialisten für alles, was mit Autos zu tun hat, sind die Jungs Tag und Nacht unterwegs: Sie montieren Räder von Luxuskarossen ab oder schneiden das Profil von alten Reifen nach. Ihre Aufträge erhalten sie von einem alten Gangsterboss, der Ali eines Tages ein Geheimnis preisgibt: Unter einer Schule in Teheran ist ein Schatz vergraben! Der Traum von einem Leben in Sicherheit und Wohlstand rückt in erreichbare Nähe.

Majid Majidi erzählt extrem temporeich, manchmal beinahe atemlos, der Film ist erfüllt vom Mut der Verzweiflung ebenso wie von jugendlichem Optimismus. Es gibt atemstockende Verfolgungsjagden, und die häufig verwendete Handkamera bleibt den Jungs immer dicht auf den Fersen. Die Mini-Gang um Ali, zu der als kleine Schwester auch Zahra gehört, die vom Verkauf von Socken in der U-Bahn lebt, bildet eine verschworene Gemeinschaft. Ihr Zusammenhalt und ihre Freundschaft ist ebenso Thema des Films wie ihr Wunsch, der Armut und dem Kreislauf von Kriminalität und Gewalt auf der Straße zu entkommen, bevor es zu spät ist. Um den Schatz zu finden, müssen die Kids sich allerdings erstmal in der „Sun School“ anmelden, einer gemeinnützigen Schule für Straßenkinder. So machen die Jungs eigentlich nur deshalb Bekanntschaft mit der Bildung, weil sie einen Geheimgang unter der Schule suchen. Dass sie dabei eigene verborgene Fähigkeiten entdecken, ist eigentlich nur ein erfreulicher Nebeneffekt – im Vordergrund steht die Schatzsuche. Majidis Geschichte ist alles andere als ein mit dem pädagogischen Zeigefinger winkendes Sozialdrama, sondern vor allem ein großes, actionreiches Abenteuer, prall gefüllt mit aufwühlender Spannung, das nicht nur sehr unterhaltsam ist, sondern mit großer Wahrhaftigkeit, viel Action und leisem Humor von Kindern und ihrem Optimismus in einer kaputten Welt erzählt.

Quelle: programmkino.de / Gaby Sikorski

Iran 2020
Regie: Majid Majidi
Drehbuch: Majid Majidi, Nima Javidi
Darsteller: Rouhollah Zamani, Ali Nasirian, Javad Ezzati, Tannaz Tabatabaie
Kamera: Hooman Behmanesh
Musik: Ramin Kousha
99 Minuten
ab 12 Jahren

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