Nico


Die Geschichte einer traumatisierten Frau, die nach einem rassistischen Überfall wieder auf die Beine kommen will. Gelungenes Filmdebüt, stark gespielt von Sara Fazilat in der Titelrolle

Nico geht’s gut: Die Berlinerin mit iranischen Wurzeln hat eine kleine Wohnung, einen Job als Altenpflegerin, den sie gerne macht, eine beste Freundin … der Sommer kann losgehen! Doch dann wird sie urplötzlich auf dem Heimweg von einer Gruppe Jugendlicher überfallen, die sie beleidigen, demütigen und brutal zusammenschlagen. Nur mit knapper Not kann Nico überleben, doch als sie endlich aus dem Krankenhaus nach Hause zurückkehrt, hat sie sich verändert. Ihr Selbstbewusstsein ist verschwunden, ebenso ihr Humor und ihr Optimismus. Stattdessen wird sie von Ängsten und Erinnerungen gequält. Sie beschließt, einen Selbstverteidigungskurs zu machen und Karate zu lernen. Doch der erwartete Erfolg scheint sich nicht einzustellen – es geht Nico eigentlich nicht besser. Ob es wirklich der richtige Weg für sie ist, sich zu einer hammerharten Karatekämpferin zu entwickeln?

“Nico” ist Eline Gehrings Hochschul-Abschlussfilm – und damit ist ihr ein bemerkenswertes Werk gelungen, das in schönster Berliner DFFB-Tradition einen knallharten Realismus mit aktuellen politischen und sozialen Themen verknüpft. Die Kameraarbeit (Francy Fabritz) hat viel vom Dokumentarfilm, sie ist den Akteuren stets dicht auf den Fersen, lässt nicht locker, umrundet sie und kriecht manchmal bis in die Gesichter. Sara Fazilat spielt das alles sehr, sehr bewegend. Sie ist zu Beginn die Berlinerin mit Herz und Schnauze, später wird sie zum Häuflein Elend, das sich trotzdem irgendwie aufrappelt. Die Darstellerin holt ihr Publikum ab, nimmt es mit und lässt es keinen Moment von der Leine. Wenn sie sich ihren Panzer baut, in den sie sich traumatisiert zurückzieht, dann leidet man ebenso mit ihr wie bei dem Überfall, den sie zunächst mit fassungsloser Verwunderung zur Kenntnis nimmt, bis ihr klar wird, dass sie in Gefahr ist. Ebenso unprätentiös wie ergreifend ist es, wenn sie ihre Lebensfreude wiederentdeckt. Dank Sara Fazilat wird dieses eher kleine Filmdebüt zu einem großen Kinoerlebnis.

Quelle: programmkino.de / Gaby Sikorski


Deutschland 2021
Regie: Eline Gehring
Drehbuch: Sara Fazilat, Francy Fabritz, Eline Gehring
Darsteller: Sara Fazilat, Sara Klimoska, Javeh Asefdjah, Andreas Marquardt, Brigitte Kramer
75 Minuten
ab 12 Jahren

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